Das US-Bergstädtchen Park City hatte einmal eine Silbermine, heute sind das Sundance-Filmfestival und der Wintersport seine Goldgruben. Ein Besuch nahe SaltLakeCity beim verrücktesten Filmfestival der Welt.
Alle seien sie «thrilled», wieder hier zu sein, hiess es vorhin an der Pressekonferenz, nur ich könnte heulen. 45 Minuten lang habe ich bei minus zehn Grad mit meinem Ticket in einem zugigen Zelt Schlange gestanden, um meinen ersten Festivalfilm zu sehen. Alles umsonst, der Platz im Kinosaal reicht nicht für alle. Eine aufgebrachte Freiwillige erklärt, sie würde uns gerne alle einzeln hineintragen, wenn es denn nur in ihrer Macht stünde.
Alle sind sie so thrilled, dass Sundance nach dreijähriger Coronapause wieder live in Park City im Bundesstaat Utah stattfindet. Die Main Street der einstigen Silberminenstadt mit ihren farbigen Fachwerkhäuschen, an denen nun malerisch meterlange Eiszapfen hängen, läuft vor Menschen über. Vor den Kinos, vor den Bars, im Bus. Gegen 100'000 Besucherinnen und Besucher verzeichnet das Festival jeweils. Hinzu kommen Tausende von Wintersportlern.
Es gibt natürlich schlimmere Schicksale. Am zweiten Festivaltag schaue ich «20 Days in Mariupol», den Dokumentarfilm eines ukrainischen Fernsehjournalisten über die ersten Kriegstage. Ein verletztes Kind wird in ein Spital eingeliefert, es stirbt auf dem Operationstisch. Verzweifelte Ärzte, untröstliche Eltern. Zwei Stunden im Kino damit konfrontiert zu sein, was die Menschen im Krieg durchmachen, ist erschütternder als eine Nachricht hier und da.
Die Hauptpreise für Regie erhalten am Ende zwei schwarze Frauen, die Geschichten von schwarzen Frauen erzählen. Ein schöner Kontrast zu den Oscarnominierungen. Und zur weissen Landschaft. Es habe hier seit acht Jahren nicht mehr so viel Schnee gehabt, sagt Adolph Imboden, der mit 80 immer noch schneller fährt als sein 33-jähriger Sohn.
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