Schweizer Türöffner für die Mafia: Wie ein verschwundener Unternehmer um seine Firma gebracht wurde

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Schweizer Türöffner für die Mafia: Wie ein verschwundener Unternehmer um seine Firma gebracht wurde
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Der Fall eines verschwundenen italienischen Unternehmers zeigt die gefährliche Vernetzung der Mafia mit schweizerischen Geschäftsleuten und Anwaltskanzleien. Neue Recherchen enthüllen die Verbindungen zum berüchtigten Morabito-Bruzzaniti-Palamara-Clan und zum Ferrazzo-Clan aus Mesoraca.

Pasquale Lamberti, 68, ein Unternehmer aus Norditalien, ist seit über drei Jahren verschwunden. Seine Frau geht davon aus, dass er von der Mafia ermordet und in Säure aufgelöst wurde. Lambertis Vermögen und seine Firma landeten unter Kontrolle der kalabrischen Mafia , genauer gesagt der Familie von Boss Antonio Bruzzaniti, die zum Mafia -Clan Morabito-Bruzzaniti-Palamara gehört. Die Briefkastenfirmen , über die der mutmaßliche Betrug lief, befanden sich in der Schweiz .

Aufgesetzt und betreut wurden sie von hiesigem Personal, von Juristen und anderen Finanzleuten in der Deutschschweiz und im Tessin. Zentrale Figur im mutmaßlichen Raubzug auf den verschwundenen Unternehmer ist der Schwerstkriminelle Claudio M. Er saß in Italien wegen Mordes und Drogenhandel mehr als zehn Jahre im Gefängnis. In Italien hatte sich M. das Vertrauen von Lamberti erschlichen. Lamberti merkte offenbar nicht, dass sein Freund, der „Broker“, für den Bruzzaniti-Clan arbeitete.In der Schweiz trat M. als italienischer Unternehmer auf, der Firmen aufbauen und investieren wollte. Er sicherte sich die Dienste verschiedener Treuhänder und Finanzspezialisten und war aktiv in den Kantonen Zürich, Aargau, Zug und Schwyz. Sie halfen M. dabei, Briefkastenkonstrukte aufzubauen, die beim mutmaßlichen mörderischen Raubzug zum Einsatz kamen. Sie besorgten ihm eine Aufenthaltsbewilligung. Wie weitere Recherchen zeigen, konnte Claudio M. in der Schweiz auf alte Seilschaften zählen. Sein Vertrauensmann und Türöffner sei ein im Autogeschäft tätiger anderer Italiener gewesen, sagen Insider. Dieser Türöffner, der seit Jahrzehnten in der Schweiz lebt, war laut Zeugen, der mehrere Treuhänder und Finanzleute mit Claudio M. bekannt machte. „So wie die beiden miteinander sprachen, müssen sie sich schon lange kennen“, meint ein Zeuge. Der Türöffner soll auch operative Entscheidungen getroffen haben. Offensichtlich ist auch, dass manche Leute Respekt, wenn nicht Angst vor dem Italiener haben, der im Kanton Schwyz lebt. So gibt es Personen, die sagen, sie würden den Mann nicht kennen, obwohl das nachweislich nicht stimmt. Der Name des Türöffners tauchte vor Jahren ganz am Rande des grössten Betrugsfalls in Kanton Schwyz auf: Beim Fall IPCO wurden Anleger um etwa 100 Millionen Franken betrogen. Das Geld wurde nicht, wie den Opfern vorgegaukelt, in Devisen investiert, sondern landete im Ausland. Akteure im Fall IPCO tauchen auch im Fall Lamberti auf. Gemeinsam war den Fällen, dass es im Hintergrund um Drogen-Geldwäsche für den Ferrazzo-Clan aus Mesoraca in der kalabrischen Provinz Crotone ging. Aus dieser Region stammt auch der gebürtige Kalabrier Lamberti.Der Ferrazzo-Clan ist in der Schweiz seit Jahrzehnten stark verankert, unter anderem auch in der Gastroszene. Er liefert Kokain in die Schweiz, wäscht und investiert hier Gewinne, bezieht umgekehrt Waffen. Darüber berichtete detailliert 2010 am Tessiner Fernsehen etwa der Boss Felice Ferrazzo, nachdem er zum Kronzeugen der Justiz wurde. Ferrazzo, der selbst in der Schweiz gearbeitet hatte, schilderte, wie er Waffen hier bezog und damit in Mesoraca „Krieg“ führte. Umgekehrt brachte und bringt der Clan Kokain und Geld zur Wäsche in die Schweiz. Erst 2022 führten die italienischen Behörden einen weiteren Schlag gegen den Ferrazzo-Clan durch, und wieder ging es auch um Drogenlieferungen in die Schweiz. Das Kokain kam regelmässig im Autobus in die Schweiz. Aber die Schweizer Justiz biss gegen den Clan bisher vor allem auf Granit. So musste die Bundesanwaltschaft 2014 gegen 13 Beschuldigte den Vorwurf der organisierten Kriminalität fallenlassen, nachdem der Hauptangeklagte und angebliche Referent des Clans in der Schweiz, der Zürcher Wirt Fortunato A., in Italien von der Zugehörigkeit zur Mafia freigesprochen worden war. Der Mann war Jahre zuvor rechtskräftig wegen Drogenhandels verurteilt worden, will sich aber geläutert haben. Zufall oder auch nicht, die Ferrazzo-Familie taucht auch in einer weiteren Konstellation auf, die im Fall Lamberti eine Rolle spielt: Der Mann mit den Firmen in der Schweiz, Claudio M., stammt aus der italienischen Region Molise. 2017 hielt die italienische Anti-Mafia-Behörde in ihrem Semesterbericht fest, dass sich zwei ’Ndrangheta-Gruppen in Molise installiert hätten: der Clan der Morabito-Bruzzaniti-Palamara aus Reggio Calabria und der Clan der Ferrazzo aus Mesoraca. Also just jene Gruppen, die im Fall Lamberti im Hintergrund aufscheinen. Das erschreckende an diesen Geschichten, immer und immer wieder finden sich einheimische Anwälte und Treuhänder die sich als Türöffner kaufen lassen

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