Die Berner Band um Büne Huber begeistert beim ersten von drei ausverkauften Konzerten in der Kaserne Basel alle Generationen. Mit ihrem charmanten Mix aus Volksmusik und elektronischen Klängen schafft Patent Ochsner eine einzigartige Atmosphäre.
Die Berner Band um Büne Huber begeistert beim ersten von drei ausverkauften Auftritten in der Kaserne Basel alle Generationen: Wer Karten hat, darf sich freuen. Büne Huber begleitet sich allein am elektronischen Örgeli, und Fachkundigere mögen Nachsicht üben: Es mag auch ein Keyboard sein, aber wenn Büne darauf spielt und das Universum leise beschwört, für einmal Ruhe zu geben, klingt das nach Örgeli.
Es ist der perfekte Auftakt zu diesem ersten von drei ausverkauften Konzerten am Donnerstagabend in der Kaserne Basel: 1200 Menschen stehen dicht an dicht in der Reithalle, die sich für einen intimen Augenblick auf die gefühlte Grösse einer Wohnstube zusammenzieht. Dann setzt der vierköpfige Bläsersatz ein, das Bühnenlicht dreht auf – und der Saal atmet aus. Der Blick in die weite Runde zeigt eindrücklich, dass Patent Ochsners Publikum nicht nur treu ist, sondern auch mehrere Generationen umfasst: Zwar leuchtet so mancher Haarschopf silbrig im Scheinwerferlicht, aber von Boomer-Treffen keine Spur. Unter den Gästen sind auch eine Basler Heimwehbernerin und eine Berner Wahlbaslerin, für die es das erste Patent-Ochsner-Konzert überhaupt ist – zu zwiespältig war bislang das Verhältnis zu der als «kitschig» empfundenen Band. Doch so viel sei an dieser Stelle bereits verraten: Beide werden nach dem Konzert glücklich sein, das lärmige Universum zwei satte Stunden lang gegen den Klangkosmos von Patent Ochsner eingetauscht zu haben. Mit «Ausklaar» gibt Büne Huber den Einsatz für seine Band in Vollbesetzung, zum Bläsersatz kommen Schlagzeug, Bass, E-Gitarre und Keyboard. Es ist eine eingeschworene Musikfamilie, die an den Instrumenten nicht nur brav ihr Ämtli verrichtet, sondern mit ansteckender Spielfreude den Sommer heraufbeschwört, den der Frontmann besingt: «Sie u i u dr ganz Tag Sunne». Es sind noch keine fünf Minuten vergangen und der Saal klatscht schon im Takt mit. «Basu, Basu, Basu, mir hei üs gfreut uf di», leitet Huber nahtlos zu «Ludmilla» über, der melancholischen Hymne auf ein Leben im Wartesaal, mittendrin der Basler Jazzmusiker Alex Hendriksen, der das Warten mit seinem Saxofon begleitet. Es ist die erste von vielen Soloeinlagen, die den Musikerinnen und Musikern mit einer so grossen Selbstverständlichkeit eingeräumt werden, dass sich die Wertschätzung wie eine warme Welle auf das Publikum überträgt.«Chumm mach di breit bi mir», fordert Huber in «Sunnedeck», «mängisch isch der Ungerschid zwüschem angre u em einte vil chliner als me meint.» Jetzt hüpft die ganze Band, und das schaukelnde Publikum gibt sich Mühe, den besungenen und ohnehin schon kleinen Unterschied in der voll besetzten Halle ganz vergessen zu machen. Mit «Schmierfett» im Haar wirft sich der Sänger in eine weitere schnelle Nummer, bevor er erstmals auf die Bremse tritt.«Mama B», der Liebeserklärung an Bern auf dem für Ende Januar angekündigten neuen Album «Tag&Nacht», schickt Huber eine Anekdote zu seiner früheren Madagaskar-Tournee voraus, die längst nicht so scharf konturiert ist wie die Bügelfalte, mit der die Geschichte endet. Gelacht wird trotzdem, weiss Huber als begnadeter Entertainer doch genau, dass Pointen nicht immer auf der Eins landen müssen. Und wie zum Beweis dafür gerät der darauffolgende Ausbruch aus dem «Chäuer» zum fröhlich synkopierenden Ska-Stück. «Hannah Luna» und «Dämone» erreichen nicht dasselbe Energieniveau, was auch daran liegen mag, dass die Stücke neu sind. An den Themen liegt es nicht, es geht um das Halten und Loslassen, die rumorenden Plagegeister im eigenen Kopf – typisch Patent Ochsner eben, wenn auch hörbar noch nicht im Erinnerungsrepertoire des Publikums.Mit «Zucker + Zitrone» sucht die Band nach eineinhalb Stunden Anschluss an den fulminanten Auftakt, doch der mit «voulez-vous coucher avec moi» versetzte Scharfmacher zündet nicht: Für einen kurzen Schreckmoment streift einen das Gefühl, ohne Einladung auf einer Privatparty zu sein. Doch dann schaukelt der wohlig bekiffte «Gummibaum» im Reggae-Takt, YB-Fan Büne Huber gibt eine Fussball-Anekdote zum Besten (lang, lustig und ohne eine einzige Stichelei gegen den FCB). So biegt das Konzert auf die Zielgerade ein, an der frühe Hits Spalier stehen: Mit «Trybguet», «Am Schärme» und «Bälpmoos» kehrt die Band zu ihren Anfängen zurück: «Schpick mi furt vo hie!», singt das Publikum inbrünstig mit und will doch an keinem anderen Ort sein. Für die Zugabe «Für immer uf di» prostet Huber dem Publikum mit einem Weinglas zu, und wäre die Kaserne nicht ohnehin schon rot, so wäre sie es nach «Scharlachrot» ganz bestimmt. Mit einem «warmen Herzen» verabschiedet sich der Musiker von seinem Publikum, «löht öich nüt la gfaue». Und schon regt sich Widerspruch: So ein Konzert lassen wir uns jederzeit wieder gefallen
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