Interaktionen mit Zugkontrolleuren können uns unterschiedlich prägen, wie unser Kolumnist kürzlich erfahren musste.
Ich bin in Bern und renne, um den Schnellzug nach Luzern zu erwischen. Um Sekunden erreiche ich ihn gerade noch, setze mich im Abteil hin und löse schnell ein Billett via EasyRide in der SBB-App. Nach fünf Minuten erscheint der Zugbegleiter – ein junger Schnösel, seine Nase im hohen Wind droht an der gewölbten Decke des Zuges anzuschlagen. Er kontrolliert meine App und sagt, ich hätte diese zu spät aktiviert, das gebe eine Busse.
Ich schildere ihm meine Situation und bemerke, wegen ein paar Sekunden soll er «kes Büro ufmache», den SBB wäre dadurch ja kein einziger Rappen entgangen. Der Junge plustert sich vor mir auf, man sollte meinen, der ganze Zug, ja die ganzen SBB seien sein Eigentum. Wortlos legt er mir einen Strafzettel hin und geht von dannen. 100 Franken kosten mich die paar Sekunden, für die ich den Check-in auf meinem iPhone zu spät aktiviert hatte.
Ein paar Tage später steige ich wieder in den Zug, dieses Mal mit der BLS von Wolhusen durchs Entlebuch und Emmental nach Bern. In Langnau steigt eine Mutter mit einem vierjährigen Mädchen vis-a-vis in mein Abteil ein. Ein freundlicher Zugbegleiter kommt und kontrolliert die Fahrausweise. Dann kramt er in seiner Tasche und übergibt der kleinen Passagierin ein sogenanntes Kinderbillett. Zwei strahlende Kinderaugen leuchten ihm entgegen.
Der Kondukteur bemerkt meine leise Freude und meint: «Dier sit vermutlich Grossvater». «Ja, sächs Mal», entgegne ich. Unaufgefordert überreicht er mir sechs solche Kärtchen und meint: «Für eui Grosschind.» Diese schöne Episode hat mein Bild des durchwegs freundlichen Zugpersonals der BLS noch gefestigt und wird mir in bester Erinnerung bleiben. Zwei Erfahrungen auf dem Schweizer Schienennetz mit einem eindeutigen Sieger: BLS vor SBB.
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