Martin Pfister, der Zuger Regierungsrat, ist der Kandidat der Mitte für den Bundesrat. Er tritt gegen Bauernpräsident Markus Ritter an. Pfister hat einige Vorteile gegenüber Ritter, darunter Erfahrung als Regierungsrat, Wirtschaftsfreundlichkeit und ein Profil, das auch linke Parlamentarier ansprechen könnte.
Martin Pfister kandidiert für den Bundesrat . Der Zuger Regierungsrat «erspart» seiner Partei damit eine Blamage. Aber nicht nur das: Im Wettstreit gegen Bauernpräsident Markus Ritter hat Pfister einige Pfeile im Köcher.Wortwörtlich in letzter Minute ist die Mitte Schweiz an einer Blamage vorbeigeschrammt. Der Retter in der Not: Martin Pfister .
Am Montagmorgen, zwei Stunden vor Ende der parteieigenen Meldefrist, Wie knapp die Entscheidung fiel, kann man dem Communiqué der Zuger entnehmen: Der Beschluss, Pfister zu nominieren, sei am Montagmorgen gefällt worden. Und: «In den kommenden Tagen findet eine Medienkonferenz statt. In der Zwischenzeit beantwortet Martin Pfister keine weiteren Medienanfragen.» Offensichtlich muss man sich in Zug noch etwas sortieren.Immerhin ist damit klar, dass Bauernpräsident Markus Ritter Konkurrenz bekommt. Pfister ist seit 2016 Zuger Gesundheitsdirektor. Vorher amtete der 61-Jährige aus Baar, der in Freiburg und kurz auch in den USA studiert hat, als Partei- und Fraktionspräsident im Kanton. Pfister ist verheiratet und hat vier erwachsene Kinder. Doch wie erfolgreich kann sich ein national eher unbekannter Regierungsrat aus einem kleinen, wenn auch wirtschaftsstarken Kanton im Wettstreit mit dem «mächtigsten Parlamentarier» behaupten?Politikwissenschafter Lukas Golder vom Forschungsinstitut GFS Bern warnt davor, das Rennen für gelaufen zu halten: «Bundesratswahlen entwickeln immer eine eigene Dynamik.» Natürlich sei Ritter als langjähriger und einflussreicher Nationalrat und Präsident des Bauernverbands die bekanntere Figur. «Aber es läuft nicht immer zwangsläufig auf den Favoriten hinaus», so Golder.Pfister hat einige Vorteile. Erstens ist er, im Gegensatz zu Ritter, nicht nur ein Verbandspräsident, sondern hat bereits Erfahrungen als Regierungsrat gesammelt. Zweitens kann Pfister Exekutiverfahrung vorweisen – und zwar in einer Kantonsregierung, nicht in einem Gemeinderat und einem Verband wie Ritter. Drittens – das dürfte vor allem linken Parlamentariern gefallen – ist Pfister kein Landwirt, sondern Lehrer und Historiker. Viertens: Pfister kommt aus einem Geberkanton des Finanzausgleichs, Wirtschaftsfreundlichkeit ist in Zug nicht Inhalt von Sonntagsreden, sondern gelebter Alltag. Das sollte einen Nerv beim einen oder anderen Freisinnigen treffen.Im Kanton Zug jedenfalls ist viel Gutes über Pfister zu hören. Er wird als ruhig und zielstrebig beschrieben, gilt als durchsetzungsstark und dossierfest. Ein seriöser Schaffer, der den konservativ-wirtschaftsliberalen Kurs der Regierung mitträgt, aber doch auch mal ein Zeichen setzt und sich gegen die Mehrheit von SVP und FDP durchsetzt. Dass Zug in den kommenden zwei Jahren ganze 99 Prozent der Kosten für stationäre Spitalbehandlungen übernimmt, war Pfisters Vorschlag. Und der schenkt für die Bevölkerung richtig ein: Die Krankenkassenprämien werden um 18 Prozent – oder 700 Franken pro Jahr und Versicherten – sinken. Zugleich kann er auch unpopuläre Massnahmen durchsetzen. So stand er in der Kritik, als die Regierung 2022 beschloss, einer Klinik in Cham den Leistungsauftrag zurechtzustutzen. Zurückgekrebst ist er nicht.«Ich habe mir schon gedacht, dass er einmal Interesse haben könnte, nach Bern zu gehen», sagt ein politischer Weggefährte. Von links bis rechts ist man sich einig: Martin Pfister hat das Format zum Bundesrat. Er sei kollegial und aufrichtig, heisst es. Ein Schnelldenker, der aber keine Schnellschüsse mache. Und gänzlich unbekannt in Bern ist er auch nicht: Zumindest die Gesundheits- und Sozialpolitiker im Parlament haben Pfister mindestens einmal gesehen: Seit vielen Jahren sitzt er im Vorstand der Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektoren und vertritt diese auch immer wieder bei Anhörungen in den Kommissionen von National- und Ständerat.Für Ritter und Pfister fängt das Rennen jetzt richtig an: Am 21. Februar entscheidet die Mitte-Bundeshausfraktion, wer aufs offizielle Ticket kommt. Stolpert einer der beiden nicht noch ein über einen Skandal oder ein Skandälchen, werden es wohl beide sein. Erleichtert aufatmen kann die Mitte. Denn Martin Pfister erspart es seiner Partei, mit nur einem einzigen Kandidaten vor die Vereinigte Bundesversammlung zu treten – was ungern gesehen ist und Unberechenbarkeit in die Wahl bringen würde. Allerdings: Die Partei machte in den vergangenen Wochen alles andere als eine gute Figur. Dass es Absage um Absage hagelte, sich ein Schwergewicht nach dem anderen aus dem Rennen nahm, zeigte, dass es der Parteileitung an vorausschauender Personalplanung fehlte. Was umso unverständlicher ist, als der Rücktritt von Amherd für die erste Hälfte dieses Jahres erwartet worden war. Auf das chaotische Kandidatenkarussell angesprochen, sagte Gerhard Pfister am Montag, jede Partei stelle sich die Frage nach Bundesratskandidatinnen und Bundesratskandidaten erst, «wenn sie sich wirklich stellt». Doch die Mitte kann da vor allem für sich selbst sprechen - andere Parteien sind für den Fall der Fälle besser gewappne
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