Protestaufrufe, Shitstorms und abgesagte Veranstaltungen: Der Kulturkampf, der an US-Universitäten schon länger tobt, ist längst auch nach Europa übergeschwappt. Viel Lärm um Nichts oder eine echte Bedrohung? Das Gespräch mit der emeritierten Professorin Susanne Schröter.
Studenten, die unliebsame Gastrednerinnen niederschreien, Aktivistinnen die Vorlesungen stören: Der Kulturkampf, der seit Jahren an US-Universitäten tobt, ist längst nach Europa übergeschwappt. Das seien keine bedauerlichen Einzelfälle, sagt die deutsche Ethnologin Susanne Schröter in ihrem neusten Buch und widerspricht damit dem deutschen Literaturwissenschaftler Adrian Daub klar.
Susanne Schröter: Es sind Ideologen. Sie verbindet eine einheitliche Vorstellung, wie die Welt beschaffen ist, in welche Richtung sie sich entwickeln soll und wer Freund und wer Feind ist. Dazu zählen Professorinnen und Professoren, wissenschaftliche Mitarbeitende sowie Studentinnen und Aktivisten ausserhalb der Universität. Das Besondere daran: Es geht nicht von den Studierenden aus.
Nein. Im Netzwerk Wissenschaftsfreiheit erhalten wir viele Anfragen. Die meisten sind vertraulich, weil gerade junge Betroffene mit Recht um ihre Karriere fürchten. Wir gehen von einer riesigen Dunkelziffer aus. Ausgehend von solchen Einzelfällen, aber auch von Ermahnungen und Mobbing auf unterschwelliger Ebene, entwickelt sich eine Kultur der Ängstlichkeit.