Kritik an Orascom-Rückkauf der Aktien

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Kritik an Orascom-Rückkauf der Aktien
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Die Aktien der Orascom Development Holding AG sollen vom Handel an der Börse zurückgezogen werden. Der urner Konzern rund um die Familie Sawiris kauft die Aktien der privaten Anleger zurück. Finanzkolumnist Michael Föhn sieht in dem Rückkauf einige Risiken und stellt fragwürdig, ob der Preis für die Aktien angemessen ist.

Die Urner Holding um die Sawiris-Familie steht in der Kritik. Finanzkolumnist Michael Föhn erläutert im Interview, welche Risiken die Orascom -Aktie stets mit sich gebracht hat. Die Aktien der Orascom Development Holding AG sollen vom Handel an der Börse zurückgezogen werden. Der urner Konzern rund um die Familie Sawiris kauft die Aktien der privaten Anleger zurück. Die Aktie hatte nach dem Börse ngang 2008 einen Wert von 152 Franken.

Jetzt will das Unternehmen den Anlegenden noch 5,60 Franken pro Aktie zahlen. Michael Föhn, Finanzkolumnist unserer Zeitung (Orascom besitzt 49 Prozent der Andermatt Swiss Alps AG, welche das Tourismusresort in Andermatt verwirklicht. Der Rest ist im Besitz von Samih Sawiris als Privatperson. Im Bild: der Bau des sogenannten Podiums). Einerseits möchte Orascom die Aktie nicht mehr an der Börse handeln. Andererseits will das Unternehmen die Aktien von den Kleinaktionären zurückkaufen. In der Schweiz gibt es etwa 3000 Orascom-Aktionäre. Da gehören etwa auch Pensionskassen dazu. In Ägypten sind nur sechs Aktionäre verzeichnet, und drei Hauptaktionäre sitzen auf den Cayman Islands. Gehalten werden dort 45,6 Millionen Aktien, während auf die Schweiz nur 5,6 Millionen Aktien entfallen. Problematisch ist, dass ein Grossteil der Aktien gar nicht über die Börse gehandelt wird. Neben den Aktien, die über die Börse gehandelt werden, gibt es eine zweite Kategorie mit sogenannten «non-controlling interests». Die Kategorie gab es bei Orascom schon früher, ursprünglich war das vermutlich die Zweitnotierung der Aktie in Ägypten, aber im Laufe der Jahre gingen immer mehr Prozent des Jahresgewinnes, mittlerweile über 50 Prozent, an diese Aktienkategorie. Was bedeutet, dass mit den «non-controlling interests» eben doch das Unternehmen kontrolliert werden kann. Das ist insofern stossend, weil man nicht weiss, zu welchen Bedingungen diese Aktien aufgebaut wurden, also wer dahintersteckt, und zu welchem Marktpreis gehandelt wird. Angenommen, Sawiris möchte mehr Aktien haben, und er wickelt das über die Börse ab, dann steigt automatisch der Aktienpreis. Wenn der Kauf aber über die alternative Aktienkategorie abgewickelt wird, bleibt der Preis dadurch unbeeinflusst. Er entgeht so der Volatilität der Börse und kann sehr komfortabel einen Aktienanteil aufbauen. So wird Sawiris zu einem noch wichtigeren Aktionär, als er ohnehin schon ist. Es gibt in der Schweiz Unternehmen, die dies ähnlich handhaben. Dabei handelt es sich meistens um kleinere Gesellschaften, bei denen sich die Inhaberfamilie zum Beispiel den Einfluss sichern möchte. Mit dieser Sperrminorität kann etwa verhindert werden, dass ein Unternehmen nach China verkauft wird. Aber namhafte Investoren – national wie auch international – kaufen solche Aktien nur noch sehr ungern, der Trend geht eindeutig in Richtung Einheitsaktie. Auch wir Kleinaktionäre begrüssen dies, es macht den Aktienhandel transparenter und verhindert unliebsame Überraschungen. Auf jeden Fall. Bei Orascom kauft man eine Aktie mit «Emerging markets»-Risiko, also einem Risiko, das Schwellenländer mit sich bringen. Wenn man in ein Unternehmen investiert, das nur Immobilien in Andermatt baut, kann man sich auf das Schweizer Recht verlassen. Mit Orascom hat man aber plötzlich Ägypten, Oman und die Länder um das Rote Meer im Portfolio. Die Wirtschaft ist dort sehr volatil, die lokalen Währungen werden ständig abgewertet. Das ägyptische Pfund hat seit 2001 gegenüber dem Dollar beispielsweise um über 90 Prozent korrigiert. Dazu kamen zeitweise Terrorismusgefahren und der Nahost-Konflikt. Das sind die Hauptgründe, warum sich die Aktie negativ entwickelt hat. Wenn man nur auf Andermatt gesetzt hätte, wäre es besser gelaufen. Ich selbst hätte nie in Orascom investiert. Es gibt nun Kritik, der Preis sei zu niedrig, den Orascom für den Rückkauf der Aktien zahlen will. Teilen Sie die Auffassung? Ja. Es ist aber immer schwierig zu sagen, was den Wert einer Aktie oder eines Unternehmens ausmacht. Wenn man nur die Erfolgsrechnung und den Cashflow, also den Geldfluss, anschaut, dann ist eine tiefe Bewertung angezeigt. Denn die Gewinne waren nur sehr klein, und immer wieder gab es Verluste. Der operationelle Cashflow betrug in den letzten fünf Jahren beispielsweise im Durchschnitt lediglich 20 Millionen Franken pro Jahr – das ist wenig begeisternd. Das hat bei den Anlegern den Eindruck erweckt, dass das Unternehmen nicht erfolgreich war. Wenn man aber die Bilanzen anschaut, sieht es anders aus. Riesige Baulandreserven. Orascom besass schon 2014 die gewaltige Fläche von 100 Millionen Quadratmetern Land. Ziel des Unternehmens ist es ja, die Flächen zu entwickeln, doch bis 2016 waren das nur 16,9 Prozent. Bis 2023 kamen etwa weitere 4,7 Prozent dazu. Das heisst, 80 Prozent des Bodens, der Orascom gehört, sind noch nicht entwickelt. Das Potenzial ist also riesig und müsste bei der Bewertung des Unternehmens berücksichtigt werden

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