Interview mit Oliver Jens Schmitt.
Kosovarischer Polizist sichert das Gebiet in Banjska in Nordkosovo, wo bei einem bewaffneten Angriff serbischer Militanter im September 2023 ein kosovarischer Polizist und drei Angreifer umgekommen sind. Aufnahme vom 27. September 2023.Der Schweizer Historiker Oliver Jens Schmitt erklärt die Situation in Kosovo und die Versäumnisse der Schweiz und anderer westlichen Länder.SWI swissinfo.
Die Situation in den Gebieten, die heute faktisch von Russland besetzt sind, ist eine andere. Es handelt sich um frühere Sowjetrepubliken, deren Grenzen einst von Stalin bewusst so gezogen worden sind, dass Republiken wie Georgien und Moldau Gebiete mit Minderheiten umfassten, die im Falle einer Loslösung von der Sowjetunion die jungen Staaten destabilisieren würden. Genau das ist geschehen.
Dieser Mythos wurde Ende des 19. Jahrhunderts vom serbischen Staat dazu benutzt, den serbischen Anspruch auf diese Region zu verdeutlichen. Nach der serbischen Meinung beginnt die Katastrophe im Kosovo durch die Einwanderung der Albaner:innen. Diese seien erst Ende des 17. Jahrhundert als eine Art Profiteure der osmanischen Herrschaft gekommen.
Zweitens lebt eine zahlenstärkere Gruppe kompakt im Norden des Kosovo, wo sie einen Staat im Staat bildet, der von Belgrad finanziert wird. Faktisch bietet dies auch materielle Vorteile: So erhalten Rentner:innen zwei Pensionen, eine von Kosovo, die andere von Serbien. Anfangs glaubte man, dass Kosovo durch die geopolitische Verschiebung profitieren würde, denn das Verhältnis der Ukraine zu Russland weist zahlreiche Gemeinsamkeiten zu der Beziehung von Serbien zu Kosovo auf: Russland und Serbien bestreiten nicht nur die Staatlichkeit des Andern, sondern auch seine Existenz als Volk. Man möchte den Andern auflösen, in die eigene Gruppe integrieren oder vertreiben.
Der Kosovo hat heute eine lebendige Parteienlandschaft. Parallel dazu sind Länder wie Serbien und Albanien in der Demokratieentwicklung zurückgefallen. Dort finden entweder unfreie Wahlen statt oder die Opposition akzeptiert die Resultate nicht und blockiert, zumindest zeitweise, das Parlament.
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