Ein junger Mann kämpft vor Obergericht um eine milde Strafe. Von den Zuschauerrängen beobachtet ein gutes Dutzend Republik-Leserinnen das Ringen um einen gerechten Entscheid. Der Eindruck danach? Zwiespältig.
Es ist stockfinster und eiskalt, als sich eine Gruppe von Männern und Frauen, Jüngere und Ältere, vor dem Obergericht des Kantons Zürich versammelt, am Rande der Altstadt, bei leichtem Schneegestöber. Einige von ihnen haben irgendwo in der Deutschschweiz in aller Herrgottsfrühe einen Zug bestiegen und sind nach Zürich gefahren.
Christoph Spiess eröffnet als vorsitzender Richter die Verhandlung. Er befragt den jungen Mann – und muss sich mit kargen Antworten zufriedengeben. Ein eigentliches Gespräch zwischen Richter und Beschuldigtem kommt nicht zustande.Dass er von einigen Sachen freigesprochen werde, antwortet der junge Mann. Er habe nicht alles getan, was ihm vorgeworfen werde.
«Er war einen Monat lang in Untersuchungshaft, kommt raus, und dann riskiert er, wieder in die Kiste zu kommen, weil er unbedingt mit ihr in Kontakt treten will. Das ist doch verrückt. Ich wüsste gerne, was er ihr hatte sagen wollen. Das war früher einmal bestimmt eine Liebesgeschichte. Vielleicht wollte er ihr etwas Wichtiges mitteilen?»
Verteidigerin Vasiljevic erachtet eine Busse von 400 Franken für angemessen – und verlangt eine Entschädigung für die Untersuchungshaft von 9400 Franken.Interessant und vielleicht auch ungewöhnlich an diesem Fall ist: Der junge Mann gibt fast alles zu.
«Es war eine eher junge Anwältin, und sie stand einer älteren und erfahrenen Staatsanwältin gegenüber.» Wenn die Staatsanwältin in ihrem Plädoyer von einer «Räuberpistole» spricht, dann meint sie die Aussagen des Beschuldigten, dass auch er bedroht worden sein soll, von Typen, die ihn abgepasst hätten. Sie glaubt ihm kein Wort und betont, er bleibe in seinen Aussagen schwammig, verniedliche das Geschehene, zeige keine wirkliche Reue und versuche, andere in die Sache mit reinzuziehen.
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