Wendy Holdener und Lara Gut-Behrami erkämpfen bei der Ski-Weltmeisterschaft in Saalbach-Hinterglemm die Silbermedaille in der Team-Kombination. Gut-Behrami zeigt sich in einer ungewohnten Rolle als Teamplayerin und unterstützt Holdener auf dem Weg zum zweiten Platz.
Wendy Holdener und Lara Gut-Behrami eroberten in der Team-Kombination die Silbermedaille . Besonders Lara Gut-Behrami zeigte dabei eine ungewohnte Seite. Lara Gut-Behrami hatte sich aus dem Schwenkbereich der Kameras entfernt, als Wendy Holdener den Slalom lauf dieser Team-Kombination in Angriff nahm. Weit weg von der Athletenzone stand sie und verfolgte die Fahrt der Teamkollegin.
«Ich mag es nicht, wenn die Kamera auf mich gerichtet ist, wenn ich mich nicht kontrollieren kann», sagte Gut-Behrami. Holdener übernahm die Führung. Und die Tessinerin sprintete los, rein in den Zielraum. Sie umarmte Holdener, sie trug ihr die Ski zum Leaderstuhl. Gut-Behrami, die Handlangerin. Man musste zweimal hinschauen. Die Tessinerin, die gefühlt seit zwei Dekaden ein Star in der Manege des Skisports ist, wurde in Saalbach-Hinterglemm zur Teamplayerin. Dass sie überhaupt antrat, kam unerwartet, nachdem ihr die Speedevents an der WM misslungen waren. Es wäre mehr als nachvollziehbar gewesen, wenn sie sich der Vorbereitung des Riesenslaloms vom kommenden Donnerstag gewidmet hätte. Doch sie überraschte alle und bildete mit Holdener das Schweizer Top-Duo. «Wir haben schon im letzten Jahr darüber geredet, dass wir diesen Event gerne zusammen absolvieren würden. Ich finde es grundsätzlich ein cooles Format», sagte sie. Und so kam es auch auf der Tribüne zum ungewöhnlichen Schulterschluss. Die Eltern von Holdener feierten mit den Eltern von Gut-Behrami. Der Wendy-Fanclub, angereist aus Unteriberg, liess die Trychlen erklingen, als Gut-Behrami am Vormittag im Starthäuschen stand. Doch auch an diesem Tag konnte sie sich nicht mit der Ulli-Maier-Piste versöhnen. Erneut hatte sie viel Rückstand. Auf die Bestzeit der jungen Amerikanerin Lauren Macuga fehlten ihr 1,29 Sekunden. Es reichte bloss zu Zwischenrang 12. Holdener musste mit einer ziemlichen Hypothek in den Slalom starten. Gut-Behrami schickte ihr aufmunternde Worte aufs Handy. «Let’s go, du hast nichts zu verlieren», sei in der Nachricht zu lesen gewesen. Was Wendy Holdener am Nachmittag zeigte, war eine eindrückliche Aufholjagd. Die Schwyzerin hievte das Schweizer Duo mit der Laufbestzeit an die Spitze. Die Piste wurde zunehmend schlechter, Fahrerin um Fahrerin scheiterte an der Schweizer Marke. Immer wieder fing die Kamera Holdener und Gut-Behrami ein, wie sie zitterten, wie sie hofften. Und immer wieder zeigte Gut-Behrami auf Holdener. Später sagte sie: «95 Prozent der Medaille gehören Wendy. Sie ist eine Macht im Slalom.» Die Schweizerinnen sollten aber doch noch geschlagen werden, wegen 39 Hundertsteln. Es brauchte eine grundsolide Fahrt von Mikaela Shiffrin, um die Zeit von Gut-Behrami/Holdener zu unterbieten. Shiffrin und Teamkollegin Breezy Johnson holten Gold, Bronze ging an die Österreicherinnen Stephanie Venier und Katharina Truppe. Das zweite Schweizer Team mit Corinne Suter und Camille Rast landete mit 76 Hundertsteln Rückstand auf Rang 7. Das US-Team erlebte doch noch ein Happy End, nachdem die Teambildung nicht ohne Nebengeräusche verlaufen war. Lindsey Vonn äusserte früh ihren Wunsch, gemeinsam mit Mikaela Shiffrin ein Duo zu bilden. In Saalbach sagte sie: «Wir würden 181 Weltcupsiege in einem Team vereinen. Das wäre doch eine grossartige Geschichte.» Shiffrin ihrerseits zeigte dem Wettbewerb zunächst die kalte Schulter. Schon in der ersten WM-Woche meldete sie, sich voll und ganz auf Riesenslalom und Slalom zu fokussieren. Dann folgte aber die Kehrtwende. Shiffrin merkte im Training, dass sie der Sturz von Killington nach wie vor im Riesenslalom mental blockiert. Ende November hatte sie sich in dieser Disziplin in Nordamerika einen Stock in den Bauch gerammt und eine 7 Zentimeter tiefe Wunde davongetragen. Ihr Verzicht auf den WM-Riesenslalom öffnete wieder die Tür zur Kombination. Bild: Jean-Christophe Bott / Keystone (Saalbach, 11. 2. 2025) Die neue Abfahrtsweltmeisterin Breezy Johnson fragte Shiffrin persönlich an, ob ein gemeinsamer Start denkbar sei. Doch letztendlich basierte der Entscheid auf simpler Arithmetik. Die Athletinnen wurden nach ihrer faktischen Stärke eingeteilt. Der Österreicher Alexander Hödlmoser, Coach beim US-Team, sagte: «Es war eine reine Trainerentscheidung. Es war klar, dass Breezy die Schnellste in der Abfahrt ist – und damit mit Mikaela fährt.» Vonn beschwerte sich zuerst in den sozialen Medien, dass die Kommunikation nicht vorbildlich abgelaufen sei. Später sagte sie im ORF: «Ich war die Letzte, die es erfuhr. Man hätte mich ja anrufen können.» Die Goldmedaille schien bei Shiffrin durchaus etwas auszulösen. Sie sagte: «Ich bin schon den ganzen Tag sehr emotional. Breezy sagte mir, ich solle einfach Spass haben, das hat mir Mut gegeben.» Nebst der Medaille wird sie Erkenntnisse für den Slalom vom kommenden Samstag gewonnen haben. Gleiches gilt auch für Wendy Holdener. Ihre Laufbestzeit dürfte ihr Selbstvertrauen geben für ihr wichtigstes Rennen in Saalbach, den Slalom
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