Der 58-jährige Biobauer aus Wengen ist seit 30 Jahren für die präparierten der berühmten Abfahrt verantwortlich. Trotz ständiger Kritik von Rennfahrern, findet er Ruhe in seiner Kunst.
Wengen s Pistenchef Heinz von Allmen, 58 Jahre alt und Biobauer aus Wengen , ist zum 30. Mal für die Präparation der 4,4 Kilometer langen Abfahrtsstrecke der Lauberhorn -Abfahrt verantwortlich. „Henry“, wie ihn alle nennen, ist die Ruhe personifiziert. Er ist der Mann, der trotz ständiger Kritik von Rennfahrern im Winter die Piste in Topform bringt. Dieses Jahr wurde er auf dieses Jubiläum nicht aufmerksam gemacht. Urs Näpflin, OK-Chef, beschreibt ihn als wichtigen Mann an seiner Seite.
In dieser Saison gab es fast immer Kritik von Fahrern an der Pistenpräparation. Kommentare wie „zu weich“, „zu wenig eisig“, „zu unterschiedlich“ und „zu aggressiv“ hallten oft durch die Abfahrten. Nicht gerade motivierend für die fleißigen Helfer, die wochenlang, oft mit nächtlichen Zusatzschichten und meistens ehrenamtlich die Voraussetzungen für großartige Skirennen schaffen. „Die Fahrer sollten damit aufhören. Sie wissen nicht, was sie dadurch anrichten“, forderte Trainerlegende Karl Frehsner in Bormio. Auch Lauberhorn-Chef Näpflin sagt, dass Fahrer, Trainer und Rennorganisatoren zwar alle im gleichen Boot sitzen, aber derzeit oft in eine andere Richtung rudern. In Wengen, bei einem Streckenabschnitt von 4,4 Kilometern Länge, mit mehr als 1000 Meter Höhendifferenz und Temperaturunterschieden von bis zu 10 Grad zwischen Start und Ziel, ist es gar nicht möglich, die Piste überall gleich zu präparieren. Es bleibt immer von den Verhältnissen abhängig, die Natur kann nicht übersteuert werden. „Die Strecke war in all den Jahren nie zweimal in gleichem Zustand. Und wir sollten auch einmal darüber sprechen, dass die Ski der Fahrer inzwischen derart aufs Maximum getuned sind. Wir haben keine natürlichen Limiten mehr. Wenn der Ski auf aggressivem Schnee trifft, bohrt er sich regelrecht ein. „Skistar Dominik Paris lehnt sich im Interview mit CH Media mit der Behauptung, die Pistenpräparation sei vor 15 Jahren besser gewesen als heute, sehr weit zum Fenster heraus. Während sich Urs Näpflin über solcherlei Aussagen ärgert, lässt sich Heinz von Allmen dadurch nicht provozieren. Er erwidert seelenruhig: „Das kann ich mir nicht vorstellen, wenn ich bedenke, mit welchen Mitteln wir die Strecke damals präparierten. Unsere Mittel sind heute viel effektiver geworden, die Qualität des Kunstschnees um Welten besser.“ Früher habe man den Schnee beim Hundschopf jeweils per Hand mit Gasbrennern feucht gemacht. Gleichzeitig ist Von Allmen selbstkritisch genug, um die letztjährige Kritik von Paris und Co., einige Passagen wie das Kernen-S seien in einem schlechten Zustand, zu bestätigen. Man habe schwierige Verhältnisse gehabt und versucht, zweimal vor dem Rennen in Nachtarbeit die zu wenig harte Piste nochmals aufzurauen und zu bewässern. „Das Resultat war aber nicht zufriedenstellend.“ In diesem Jahr waren die Voraussetzungen für die Arbeit des Pistenchefs hingegen beinahe optimal. Früher Naturschnee, kalte Temperaturen zum Produzieren von Kunstschnee, zweimal Regen auf der gesamten Strecke für eine ideale Befeuchtung des trockenen Kunstschnees und kaum Sturm mit dem gefürchteten Guggi-Föhn, welcher den Schnee innert kürzester Zeit austrocknet. Entsprechend freute sich der Landwirt über die Aussage von Marco Odermatt nach dem Training, die Piste sei so gut präpariert wie noch nie. Die Arbeit von Heinz von Allmen und seiner Crew beginnt bereits im November, wenn die ersten Sicherheitsinstallationen wie A-Netze der Strecke entlang aufgebaut werden. Im Dezember wird die Strecke dann fahrbereit gemacht, vorerst für die Touristen. Ab dem 3. Januar ist die Rennpiste für die Allgemeinheit gesperrt. Nun beginnt die Feinarbeit. Zur Unterstützung erhält der Wengener Helfer aus Militär und Zivilschutz. Rund um die Rennen arbeiten bis zu 200 Personen an der Strecke. Die Kunst vor den Rennen ist es, das Wetter und die Schneeentwicklung möglichst gut zu „lesen“. Der Einsatz des Sprühbalkens, der gewisse Streckenabschnitte wässert, muss richtig getimt sein. Diese Arbeit allein dauert rund 12 Stunden. „Danach muss es 24 Stunden lang trocken und kalt sein. Zudem darf dann niemand auf der Piste fahren“, erklärt von Allmen. Bei aller Pistenkunst bleibe „die Natur stets stärker als wir“, sagt er. Guggi-Föhn, Nebel, zu viel Regen oder Sturm können die Beschaffenheit der Strecke innert kürzester Zeit entscheidend verändern. Da schaut auch von Allmen ein Stück weit machtlos zu. Bereits mehrmals dachte von Allmen, das Rennen könne nicht stattfinden. Zum Beispiel, als ein Föhnsturm am Montag vor dem Rennen das gesamte Zuschauerpodest unterhalb der Minschkante zerstörte und die Tragseile der Sicherheitsnetze aus der Verankerung riss.
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