Ethischer, schöner, cooler: Wer eine Umwälzung der Ordnung anstrebt, muss auf die Benachteiligten hören, sagt Philosoph Daniel Loick. Ein Gespräch über revolutionäre Alltagspraktiken und lebensnotwendige Infrastrukturen.
«Wir erleben eine so tiefgreifende Krise unserer politischen Institutionen, dass wir auf keinen Fall die Fantasie haben dürfen, das Problem sei durch eine Art Restauration des früheren Status quo gelöst.» Weil er im Untergrund lebt, wird der Maulwurf oft verkannt. Dabei ist er eigentlich ein revolutionäres Tier: Er wühlt beharrlich, untergräbt starre Strukturen, macht den Boden lockerer, bringt ihn vielleicht sogar zum Beben.
Ich glaube nicht, dass es ein Patentrezept gibt, eben weil aus der Unterdrückung allein noch keine Gegengemeinschaft erwächst. Erfährt eine Frau Sexismus, empfindet sie das entweder als empörend – oder denkt, es sei halt normal. Nichts an ihrer Identität an sich lenkt ihr Bewusstsein in eine bestimmte Richtung, Emanzipation ist immer das Resultat von Kämpfen.
Die Frage, wie aus einer Flinta-Person eine Feministin, aus einem Arbeiter ein Proletarier wird, nenne ich das «Rätsel der politischen Subjektivierung». Laut Marx geschieht das über die Erfahrung von Arbeit: Kommen Arbeiter:innen zusammen, sehen sie, dass sie die gleichen Interessen haben, politisieren sich und fangen an zu kämpfen.
Die Romantisierung ist für mein Projekt natürlich eine ständige Gefahr – und es ist auch eine Kritik, zu der ich einlade, gerade wenn ich als weisser Typ von der Überlegenheit der Unterlegenen spreche. Ich versuche, das so stark wie möglich zu vermeiden, auch wenn es mir sicher nicht immer gelungen ist. Man darf die Überlegenheit nicht so verstehen, dass sie sich gut anfühlt, dass man etwa arm sein soll, um glücklich zu sein.
Ich habe kein Rezept für die Revolution. Aber die Hoffnung auf ein Zusammenleben nach dem Kapitalismus speist sich aus den Erfahrungen unterdrückter Gruppen. Konkret bedeutet das: Dort, wo es keine Gemeinschaften gibt, muss man sie aufbauen.
Ich will nicht jemand sein, der jeden realen Fortschritt ablehnt. So etwas wie die Ehe für alle verbessert die Lebenssituation von Leuten ja ganz konkret. Aber gleichzeitig finde ich eine Warnung vor einer zu stark reformistischen Orientierung angebracht. Klar ist es ein Vorteil, dass es einen dritten Geschlechtseintrag gibt – aber es bedeutet ja trotzdem, dass ich mich auf ein Geschlecht festlegen muss.
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