Daniel Bühr, Partner der Anwaltskanzlei Lalive, diskutiert im Interview, was hinter der Neuregelung zur ESG-Berichterstattung steckt.
Grundsätzlich geht es darum, konkret nachzuweisen, dass man sich bemüht, seine Geschäfte mit dem erforderlichen Verantwortungsbewusstsein und angemessener Sorgfalt zu führen. Nehmen wir das Beispiel Umweltbelange und konkret die CO-Ziele: Diese gilt es nicht nur zu kommunizieren, sondern man muss auch ein Konzept dafür im Rahmen aller Umweltbelange nennen.
Dass die Einhaltung von relativ ungenauen Bestimmungen eines ESG-Reportings unter Strafandrohung steht, ist in dieser Breite international bisher einmalig. Das Besondere an dieser rechtlichen Gestaltung ist, dass es ausschliesslich und direkt die Mitglieder des Verwaltungsrates trifft. 100’000 Franken Strafe sind per se nicht hoch, aber für die Mitglieder eines Verwaltungsrats ist das eine sehr hohe Strafandrohung und ein enormes Reputationsrisiko.
Wie gross ist das Risiko, für Fehler in einem nicht finanziellen Bericht eine Strafanzeige zu erhalten? Es ist anzunehmen, dass Unternehmen, auch Versicherer, unter sehr aufmerksamer und sehr enger Kontrolle durch die Öffentlichkeit stehen werden. Verstösse gegen Umweltauflagen, systemisch unfaire Behandlung von Arbeitnehmenden, Verletzung von Menschenrechten oder Korruptionsfälle können von Whistleblowern ebenso angezeigt werden wie von Nichtregierungsorganisationen oder Privatpersonen.
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