Die Zürcher Literaturwissenschaftlerin Elisabeth Bronfen hat ihren ersten Roman vorgelegt. Mit uns sprach sie über den Trend zur Selbstinszenierung – und die verkehrte Aufregung über Wokeness.
Im Dokfilm «Orlando, meine politische Biografie» von 2023 schreibt Paul B. Preciado Virginia Woolfs Kult-Roman fort: Der Kanon lebt und belebt, sagt die emeritierte Anglistik-Professorin Elisabeth Bronfen.Frau Bronfen, die Einbildungskraft in Theater, Film und Literatur scheint heute weniger gefragt. Stattdessen fordert man Authentizität: Nur People of Color dürfen über PoC schreiben; nur Schwule über Schwule.
«Das Spielerische, das In-vielen-Stimmen-Sprechen könnte man jetzt aufs Neue in den Diskurs einbringen!»Ich weiss es nicht. Aber ich beobachte, dass Virginia Woolf gerade eine Renaissance erfährt. Ihr Roman «Orlando» von 1928 wird gegenwärtig intensiv rezipiert: ein sehr literarischer Text, der mit der Fluidität der Identitäten spielt, Verkleidung und Wandlung sind essenziell.
Eva ist in vieler Hinsicht ein Alter Ego, mein jüngeres Ich. Doch wie viel Bronfen wirklich dahintersteckt, ist schwierig zu sagen. Der Stoff ging durch meine Erinnerungsmühlen, das Buch ist kein objektiver Rapport. Mich interessiert der spezifische Fall meines Vaters, aber auch generell das Kriegsende in Bayern 1945 und die Situation Mitte der Fünfzigerjahre: Es war eine Zeit, in der vieles verwischt und vertuscht wurde.
Nein, im Jahr 2000 waren wir uns sicher, dass wir in eine säkulare, demokratische und globale Welt übergegangen sind. Doch vor allem im letzten Jahrzehnt hat sich da etwas gedreht – was ich nie erwartet hätte! Vielleicht wäre mein Roman vor 15 Jahren nicht so nötig gewesen, aber jetzt trifft er den Zeitgeist. Er thematisiert, dass wir uns nicht erlauben können, die Vergangenheit zu vergessen.
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