Eine Drecksau, ein freundlicher Mörder und drei kopflose Unbekannte in Frauenfeld: «Es isch halt Bechtelisnacht»

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Eine Reportage über die Bechtelisnacht in Frauenfeld, die Nacht der Nächte in der Thurgauer Hauptstadt, mit ihren kuriosen Kostümen und feiernden Menschen.

Eine Drecksau, ein freundlicher Mörder und drei kopflose Unbekannte in Frauenfeld : «Es isch halt Bechtelisnacht » An der Bechtelisnacht in Frauenfeld sind allerhand kuriose Gestalten anzutreffen. Kostüme , so weit das Auge reicht – von Bananen, Astronauten bis zu Schwerverletzten. Die Reportage über die Nacht der Nächte in der Thurgauer Hauptstadt.\Ein Häftling kämpft sich in der Bar nach vorne. «Jetzt hebst du gleich ab», schreit er mir über die Musik zu und dreht an meiner Propeller-Mütze.

Sein übergrosser schwarz-weiss gestreifter Ärmel schwenkt dabei unkoordiniert hin und her. In der einen Hand hält er einen gefährlich vollen Becher Bier. «Aber der Propeller ist ja kaputt», merkt der Häftling enttäuscht. Macht nichts. Damit spielen kann er trotzdem. Der Sträfling wartet darauf, dass sich die Menge weiter in Richtung Ausgang bewegt. Der Propeller ist eine gute Unterhaltung. Plötzlich geht ein Ruck durch die Leute. Alle bewegen sich nach vorn. Auch der Häftling. Und mit ihm sein überschwappendes Bier. Es landet prompt auf meiner kaputten Propeller-Mütze. «Tschuldigung, es isch halt Bechtelisnacht», schreit der Häftling. Eine gute Erklärung. Entschuldigung angenommen. \Einige Stunden zuvor, im Zug nach Frauenfeld: Ich treffe die ersten Gestalten der Nacht. Ein Baum, eine Frau in einem auffallenden violetten Mantel und einen Rennvelofahrer. Der Kondukteur ist verwirrt. Der Baum klärt auf: Die Nacht der Nächte finde heute in Frauenfeld statt. Wenn das nicht eine Ansage ist. Kaum aus dem Zug ausgestiegen, wimmelt der Bahnhof von Feierlustigen. Ein Wikinger und ein Dinosaurier diskutieren miteinander. Und im Avec decken sich zwei Reinigungskräfte, eine Banane und ein Dieb mit dem Nötigsten für die Nacht ein. Draussen schreit ein Einhorn über den Bahnhofplatz: «Ey, Jungs, heute wird es richtig geil!» Ob es recht behalten wird? Ich hoffe es. Auf der Strasse essen ein Pirat, ein Wikinger und der Clown mit zwei roten Ballons aus dem Gruselfilm «Es» einen kleinen Happen. Stärkung muss schliesslich sein. So kann die zusammengewürfelte Gruppe bis tief in die Nacht feiern. Genau wie ein Gangster, vier Aliens und ein Elefant. Sie tanzen in einer Beiz in einem Kreis. Elvis möchte an ihnen vorbei. «Ich dachte gerade, da liegt jemand», sagt er erschrocken und zeigt auf den Kleiderhaufen in der Mitte des Kreises. Für einen solchen Zusammenbruch wäre es noch etwas früh. Es ist 21.30 Uhr. Aber Elvis rechnet mit allem. Elvis überwindet seinen Schock schnell und tanzt mit einem rot-weiss gestreiften Walter. Walters runde schwarze Brille sitzt etwas schief. Und wird beim Tanzen noch schiefer. In der Bar steht die Menge dicht beieinander. Sie scheint rappelvoll zu sein. Vampir bei Fee, Bär bei Häschen, Katze bei Nonne. Vier Mexikaner mit grossen Sombreros stehen neben einer Gruppe Schwerverletzter. Diese tanzen und trinken, als gäbe es kein Morgen. Es wird einem beim zusehen schon schwindlig. Ihnen scheint es bestens zu gehen. Trotz der Kopfverletzungen. Auch der Mönch, der von einer Prinzessin auf die Tanzfläche gezogen wird, hat ein breites Grinsen im Gesicht. In einer Hand hält er eine Bibel, in der anderen die Hand der Prinzessin. Was er wohl zuerst wieder loslassen wird? Die meisten Kostüme erkennt man an diesem Montag schnell. Zwei Trauben, eine blaue Eule und ein Bierkarton. Sogar drei kopflose Unbekannte mischen sich unter die Feiernden. Zwischen Bienen, Feuerwehrmännern und «em Piip us de Migros-Werbig» fühlen sie sich wohl. Erkennen man jemanden nicht, ist an der Bechtelisnacht niemand zu scheu, um zu fragen. Und eine Antwort ist an diesem Abend sicher: «Was bist du?» – «Sprachlos, weil du so gut aussiehst», sagt eine unidentifizierbare Figur mit weisser Maske. Es ist kurz nach 22 Uhr. Nun, ob die Antworten gut oder schlecht sind, darüber lässt sich streiten. Auch, ob sie sich mit dem fortschreitenden Abend verbessern oder verschlimmern. Etwa eine Stunde später: «Bist du eine Sau?» – «Er ist eine Drecksau» – «Nein, ich bin eine geile Sau», korrigiert der Grunzer seinen felligen Freund. Er schreit, damit man ihn über die Musik hört. Sogar noch lauter als an der Bar ist es um diese Zeit in den WC-Schlangen. Während die Frauen lange anstehen müssen, marschieren die Männer an ihnen vorbei. Zwei Schiedsrichterinnen nutzen die Zeit und geben einem Mönch eine rote Karte. Ihre Trillerpfeifen hallen durch den Gang. Schrill und laut. Da vermisse ich fast das Geschrei der Sau. Plötzlich tritt ein nicht kostümierter Mann mit Zigarette im Mund neben die Schiedsrichterinnen. Zwei Sekunden danach ist die Zigi verschwunden. Der Mann sucht sie panisch. Als Teamplayerinnen hören die Frauen auf zu pfeifen. Bei so ernsthaften Dingen wie einer Zigi-Suche müssen sie Prioritäten setzen. Sie bestrafen den Verlust nicht einmal mit einer roten Karte. Etwas später, die Schiedsrichterinnen haben die Zigarette gefunden, spricht mich ein Mörder an. Er fragt freundlich: «Willst du an die Bar?», und will schon zur Seite trete

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