Murgänge, Hochwasser, auftauender Permafrost: Wie sich Guttannen im Berner Oberland gegen die Klimakrise stemmt.
Murgänge, Hochwasser, auftauender Permafrost: Kaum eine Gemeinde in der Schweiz ist offensichtlicher von der Klimakrise betroffen als Guttannen im Berner Oberland. Beobachtungen aus einem Ort, der seine Zukunft selbst bestimmen will.
Mittlerweile liegen mehr als 1,9 Millionen Kubikmeter «Guffer» im Flussbett der Aare. So nennt Daniel Bürki das Geröllmaterial. Zum Vergleich: Beim Bergsturz von Brienz im Juni 2023 brachen 1,2 Millionen Kubikmeter Material weg. An manchen Orten liegt das Flussbett heute 15 Meter höher als noch vor wenigen Jahren. Das Geröll sorgt dafür, dass sich der Fluss fast jedes Jahr einen neuen Weg suchen muss.
2013 wurde gar diskutiert, ob man den ganzen Dorfteil, der passabwärts links der Aare liegt, wegen der andauernden Murgänge aufgeben und die Leute umsiedeln müsse. Hier leben rund 60 Menschen. Studien schätzten die Wahrscheinlichkeit, dort in den nächsten 25 Jahren von den Folgen der Murgänge betroffen zu sein, schliesslich auf wenige Prozent ein.eine Wahrscheinlichkeit zwischen 60 und 80 Prozent. Und die Prognosen bewahrheiten sich.
Natürlich trieben auch ihn der Klimawandel und die Veränderungen im Dorf um. «Wir haben das vor der Haustür», sagt er. «Es rumpelt und donnert. Wenn der Rotlouwigraben kommt, hört man es erst rumoren. Und dann riecht man es. Ein erdiger Geruch.» Mit einer «Furzidee» versuchte Zuberbühler vor einigen Jahren, einen Denkanstoss zu setzen. Er kaufte für fast 100’000 Franken ein autarkes Wohnei – die Ecocapsule – und stellte es mitten im Dorf als Minihotel auf. «Das Ei symbolisiert eine Alternative, nutzt nur erneuerbare Energie und ist hochpolitisch», sagt Zuberbühler. «Es ist schräg, futuristisch und steht als Kontrapunkt mitten im Dorf.»Die Ecocapsule sei gut angekommen.
«Das Dorf ist prädestiniert, dass man sich hier Gedanken über den Klimawandel und über Naturgefahren macht», sagt Bergführer Alex Schläppi, der mit dem Gemeindepräsidenten Werner Schläppi nicht direkt verwandt ist. «Hier nimmt man die Natur wahr.» Dass aber allen bewusst ist, wie wichtig und wie bedroht diese Natur ist, das bezweifelt er.Seit 40 Jahren führt der 64-Jährige Menschen durch die Berge.
Alex Schläppi und sein Kollege platzieren die Beobachtungshütte für die Murgangsaison am Spreitlouwigraben. Auch für die Kantonsstrasse braucht es in naher Zukunft eine neue Lösung. Die Betondecke der Galerie ragt aus dem Graben heraus. Wenn Brocken so gross wie Einfamilienhäuser herunterdonnern, ist die Stabilität kaum gewährleistet. Bereits vor einigen Jahren hat das Tiefbauamt deswegen zwei Zugangsstrassen an den Graben gebaut, damit im Notfall eine provisorische Verbindung erstellt werden kann, um das Dorf zu versorgen.
Wenige kennen sich mit den Naturgefahren im Tal so gut aus wie Daniel Bürki, das Vorstandsmitglied von «Guttannen bewegt», der 1989 «der Liebe wegen» nach Guttannen zog. Seit 30 Jahren arbeitet er bei den Kraftwerken Oberhasli, wo er für den Unterhalt der Anlagen zuständig ist. «Da habe ich natürlich viel mit Naturgefahren zu tun», sagt er.
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