Novak Djokovic musste nach einer Oberschenkelverletzung im Viertelfinale der Australian Open gegen Carlos Alcaraz aufgeben. Während er von den Zuschauern gemischte Reaktionen erhielt, zeigte sich Djokovic bitter enttäuscht von dem Mangel an Verständnis und Anerkennung. Der Artikel beleuchtet die emotionale Belastung für den Tennisstar und die schwierige Beziehung zu seinen Kollegen und dem Publikum.
Bild: Asanka Brendon Ratnayake/AP Erst war es skurril, dann beschämend. Skurril, als Novak Djokovic im Tiebreak bei Satzball für Alexander Zverev einen Volley ins Netz spielte, gleich dort stehen blieb und aufgab. Eine Blessur am Oberschenkel. Mit einem gequälten Lächeln schüttelte er dem Deutschen die Hand, packte seine Tasche und lief aus der Rod Laver Arena. Vielleicht zum letzten Mal. Dann wurde es beschämend.
Als sich der Rekordsieger umdrehte, um sich vom Publikum zu verabschieden, mischten sich laute Pfiffe in den Applaus. Djokovic blieb stehen, erhob beide Daumen und nickte mit dem Kopf. Eine sarkastische Geste. Man hat den Serben oft so reagieren sehen, wenn die Welt sich gegen ihn verschworen hatte. Aber noch nie in Australien. Und man darf festhalten: Verdient hat er das nicht. Nicht jetzt und nicht dort. Djokovic hatte sich im Viertelfinal gegen Carlos Alcaraz gegen Ende des ersten Satzes am linken Bein verletzt, mit Schmerzmitteln weitergespielt und in vier Sätzen gewonnen. Vor zwei Jahren hatte er die Australian Open gewonnen, obwohl er einen Muskelfaserriss erlitten hatte. Doch diesmal habe ihn die Blessur stärker eingeschränkt. Er sagte: «Ich tat alles, was ich konnte. Medikamente, die Bandage und die Arbeit des Physios halfen. Aber die Schmerzen wurden immer grösser. Es wurde für mich einfach zu viel.»Die Muskulatur wird heilen und Djokovic auf den Platz zurückkehren. Viel mehr schmerzen ihn die Pfiffe und Buhrufe. Er könne nachvollziehen, dass die Menschen enttäuscht seien. Sie hätten für ein Ticket Geld ausgegeben und auf ein grossartiges Match gehofft, das aber nach 81 Minuten vorzeitig endete. «Ich verstehe das. Aber ich glaube nicht, dass sie mich verstehen. Ich glaube, sie versuchen es gar nicht», sagte Djokovic bitter enttäuscht. Unverstanden, nicht akzeptiert, höchstens respektiert, ausgestossen – es sind Gefühle, die Novak Djokovic ein Leben lang begleiten. Oft hat er daraus Inspiration und Energie gezogen.Nach dem Triumph 2019, als er zwei Matchbälle abgewehrt und 14 Punkte weniger verbucht hatte, erklärte der Serbe, wie er damit umgegangen war: «Es mag dumm klingen, aber wenn die Leute ‹Roger› rufen, höre ich ‹Novak›.» Dass seine Eltern sich immer wieder ungeschickt, ja herablassend über andere äusserten, schadete Djokovic. Über Federer sagte Vater Srdjan einmal, er spiele nur noch, weil er nicht akzeptieren könne, dass Rafael Nadal und sein Sohn seine Rekorde brechen würden, und sagte: «Komm schon, erziehe doch deine Kinder, geh Skifahren, tu etwas! Tennis ist nicht alles im Leben.» Mutter Dijana erklärte, Federer sei «ein wenig arrogant», und Novak, der älteste ihrer drei Söhne, fühle sich «von Gott auserwählt». Aussagen, die alle das Narrativ füttern: «Wir gegen den Rest der Welt.» Doch nun hat Djokovic den Kampf um Anerkennung, dem man ihm immer andichtete, offenbar aufgegeben. Es geht ihm maximal um Anerkennung. Vor den Australian Open sagte er im Lifestyle-Magazin «GQ», er wünsche sich ein besseres Verhältnis zu seinen langjährigen Rivalen Roger Federer und Rafael Nadal. «Unsere Rivalität ist für die Ewigkeit. Sie hinterlässt eine tiefe Spur in diesem Sport.» Doch neben dem Platz sei es immer «ein Auf und Ab» gewesen. Er habe versucht, immer respektvoll und freundlich zu sein. «Aber sie akzeptierten mich nie richtig», resümierte Djokovic.weil er nicht gegen Covid-19 geimpft ist, doch tiefere Spuren hinterlassen, als er sich selber eingestehen mag. Im Magazin «GQ» sagte er, er hege keinen Groll. Aber auch, dass er immer wieder daran denke. Wie damals, als Djokovic Australien verliess, reist er nicht nach Marbella oder Monte Carlo, wo er lebt und trainiert. Sondern in sein Heimatland, wo er auch damals wie ein Märtyrer empfangen worden war, ehe er sich auf eineAm Rande der Australian Open erwähnte Djokovic, dass er nach der Karriere mit seine Familie, Ehefrau Jelena und den beiden Kindern, nach Belgrad ziehen will, wo in den nächsten Monaten ein Museum entstehen soll, das dem erfolgreichsten Tennisspieler der Geschichte huldigt.
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