Lenny Rubin, der 28-jährige Rückraumspieler der Schweizer Nationalmannschaft, ist in neuer Form aufgetaucht und könnte die Schweiz in der WM-Hauptrunde tragen.
Nach der Auseinandersetzung mit dem Trainer startet er durch: Dieser Lenny Rubin kann die Nati in die WM-Hauptrunde werfen. Auf seinen Schultern lastet viel Druck, weil er eine junge Equipe in der Offensive anführt: Lenny Rubin . Der 28-Jährige blüht in seiner neuen Rolle auf. Vielleicht, weil er kurz vor der WM ein klärendes Gespräch mit dem Trainer geführt hat.
Liegt es an seiner imposanten Postur von 2,05 Meter Grösse und 110 Kilogramm Gewicht? Liegt es an seinem berühmten Vater Martin, der mit 878 Toren an Position vier in der ewigen Nati-Torschützenliste rangiert? Fakt ist: Von Lenny Rubin wird wohl seit je etwas mehr, das Besondere, erwartet. Von einem Spieler mit seinen Qualitäten erhofft man sich, er möge die Spiele im Alleingang entscheiden. Damit kommt er nicht immer gut zurecht. Mal wirkt er verunsichert, mal gehemmt, mal fehlt ihm die Überzeugung. Aber immer wieder lässt er auch durchblicken, welche Wucht er mit seinem rechten Wurfarm entwickeln kann. Über Rubins Potential gibt es schon seit Jahren kaum zwei Meinungen. Viel eher ist es seine mentale Stabilität, die Experten in Zweifel ziehen. Und vielleicht hemmen ihn auch die Erwartung, die mit seinem Namen verbunden sind.: «Im Gegenteil. Ich bin sehr stolz auf meinen Vater und darauf, was er geleistet hat für den Handball in der Schweiz.» Die Vergleiche mit dem Vater würden zwar hinken, nur schon, weil sein Vater Linkshänder ist, er hingegen schiesse mit rechts. Einer der ganz Grossen des Schweizer Handballs ist Lenny Rubins Vater Martin, der später auch den BSV Bern und Wacker Thun coachte.. Diese beeindruckende Quote veranlasst Ingo Meckes zur Aussage, er hätte Rubin noch nie zwei Spiele hintereinander auf diesem hohen Niveau performen sehen. Dazu muss man wissen: Meckes war bis letzten Frühling zwölfeinhalb Jahre lang Chef Leistungssport beim Schweizerischen Handballverband. Seit 1. September ist er «Vorstand Sport» des Deutschen Handballbundes. Und wahrscheinlich hat er sich in dieser Zeit bei der Nati auf der Tribüne sitzend hin und wieder gefragt: Warum nur schöpft Rubin seine schier grenzenlosen Möglichkeiten nicht aus?Doch bis jetzt sehen wir in Dänemark einen Rubin, der die ideale Besetzung für die Rolle des Frontmanns ist. Dabei deutet vor der WM wenig darauf hin, dass der 28-Jährige hier durchstarten würde. Am Yellow Cup kurz vor WM-Start kommt es zwischen ihm und Trainer Andy Schmid zu einer hitzigen Auseinandersetzung. Und wenig später zu einem versöhnlichen Mittagessen. Wobei beide Seiten offen über ihre Erwartungshaltung diskutieren., dass man auf Rückraum links mit Rubin und Luka Maros quasi Weltklasse-Format aufweise, wenn beide ihr Rendement erfüllten. Doch es schien, als hätte Rubin seinen Status als Nummer 1 im linken Rückraum eingebüsst. Anders lässt sich kaum interpretieren, dass im Auftaktspiel Luka Maros auf dieser Position startete.Doch lange verharrt Rubin nicht in der zweiten Reihe. Weil Maros nicht ins Spiel findet, schickt ihn Schmid schon früh auf die Platte. Und der Thuner liefert. Schmid sagt: «Ja, wir hatten eine Auseinandersetzung. Lenny hat es super aufgenommen und in den ersten beiden WM-Partien eine gute Körpersprache gezeigt. So brauche wie ihn, so hat er internationale Klasse.»Es ist wohl Rubins Los, dass er den (zu) hohen Erwartungen immer wieder mal hinterherhinkt. Beispielsweise, als er 2018 nach Wetzlar in die Bundesliga wechselt, nachdem er seinen Stammklub Wacker Thun zum Meistertitel schoss. Rubin selbst bezeichnet sich als Spätentwickler. Als einen, der Zeit braucht, um sich an eine neue Liga, ein höherer Niveau, eine grössere Aufmerksamkeit zu gewöhnen. Doch Zeit ist rares Gut im Sport. Erst recht, wenn man als Hochbegabter eingestuft wird. Seit letztem Sommer spielt Rubin in Stuttgart. Und durchlebt dort schwierige Zeiten, weil er dachte, mit dem Wechsel von Wetzlar in die schwäbische Metropole den nächsten Karriereschritt gemacht zu haben. Stattdessen hat sich Rubin mit seinem Team erst im Dezember und nach einem Trainerwechsel aus der Abstiegszone befreit. Und dann rückt er in die Nati und wird gleich mit den nächsten Widerständen konfrontiert. «Die Sache mit Andy wird zu hoch gehängt. Wir hatten hervorragende Gespräche und ich bin mit einem guten Gefühl an die WM gereist. Ich zweifelte nie daran, dass ich weiterhin eine wichtige Rolle in dieser Mannschaft haben werde.»Aber warum wirkt er in den ersten zwei WM-Partien wie befreit? Wie begründet er seine herausragende Torquote? Und wie seine Konstanz im Spiel? «Das tönt jetzt, als hätte ich meine mit Abstand besten zwei Länderspiele absolviert», sagt der 82-fache Internationale. «Das sehe ich etwas anders. Ich habe auch in anderen Duellen gut performt.»Nochmals: Warum sehen wir an der WM den agilsten, aggressivsten, selbst- und treffsichersten Lenny Rubin? «Dass es jetzt aber so gut läuft, liegt auch an der Teamkonstellation, die etwas anders ist als früher und auch etwas anders ist, als wir es geplant haben
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