Caroline Darian erzählt in ihrem Buch „Frau Darian“ die Geschichte ihrer Mutter Gisèle, die von ihrem Vater Dominique Pelicot über zehn Jahre lang vergewaltigt und anderen Männern zur Vergewaltigung ausgeliefert wurde. In diesem Interview spricht sie über den Prozess, die Auswirkungen auf ihre Familie und die schwierige Reise, sich von ihrem Vater zu entlieben.
Caroline Darian erzählt von ihrem Vater, dem Vergewaltiger ihrer Mutter. Und sie hat eine Vermutung, warum sich all die Männer bei ihren Taten haben filmen lassen. «Dieser Mann ist zu gefährlich, als dass man ihn noch mal freilassen sollte», sagt Caroline Darian über ihren Vater Dominique Pelicot . Sie ist die Tochter einer Heldin und eines verurteilten Serienvergewaltigers: Caroline Darian , Tochter von Gisèle und Dominique Pelicot .
Der Fall, der von September bis Dezember 2024 vor Gericht in Avignon verhandelt wurde, erschütterte die Welt. Darian hat darüber das Buch Frau Darian geschrieben. Ihre Mutter Gisèle Pelicot wurde von Ihrem Vater zehn Jahre lang unwissentlich betäubt, vergewaltigt und anderen Männern zur Vergewaltigung überlassen. Es war für mich das Ende eines Kapitels. Was mir hilft, ist die Arbeit, die ich seit nunmehr dreieinhalb Jahren mache. Ich habe einen Verein gegründet, der sich für eine bessere Betreuung der Opfer von sexueller Gewalt durch medikamentöse Substanzen einsetzt. Und unterdessen auch in anderen Ländern. Deswegen gebe ich Interviews. So habe ich das Gefühl, wenigstens etwas Sinnvolles tun zu können, das anderen hilft. Und möglicherweise rettet es Leben. Ihr Vater wurde zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt. Er wird das Gefängnis wohl nicht mehr lebend verlassen. Angemessen? Er hat die Höchststrafe verdient, er hat die Höchststrafe bekommen. Ich hoffe, er wird nicht aufgrund seines Alters irgendwann frühzeitig entlassen. Von mir aus soll er im Gefängnis sterben. Dieser Mann ist zu gefährlich, als dass man ihn noch mal freilassen sollte. «Offensichtlich hat die Welt nur auf eine solche Identifikationsfigur gewartet»: Gisèle Pelicot nach dem Urteilsspruch gegen ihren Ex-Mann in Avignon. (19. Dezember 2024) Wir haben uns als Familie dafür entschieden, den Prozess öffentlich stattfinden zu lassen. Dabei konnten wir uns natürlich nicht vorstellen, was für eine Wirkung er haben würde – und wie bekannt meine Mutter werden würde. Ganz offensichtlich hat die Welt nur auf eine solche Identifikationsfigur gewartet. Wenn all das dazu beitragen kann, dass man Opfer sexueller Gewalt zukünftig ernster nimmt und sie selbst sich nicht dafür schämen, was ihnen angetan wurde, ist es nur gut. Voraussetzung: Unsere Geschichte wird nicht als Sonderfall wahrgenommen, der nur für sich steht. Ihre Mutter lebt jetzt an einem geheim gehaltenen Ort und versucht, ein neues Leben aufzubauen. Wie geht es ihr? Es geht ihr sehr gut. Das kann ich sagen. Und dass sie nicht allein ist, sondern umgeben von netten Menschen. Und wie geht es Ihnen? Es muss unheimlich schwer sein, zugleich die Tochter einer Heldin und die eines Schwerverbrechers zu sein. Für meine Brüder und mich ist das eine harte Prüfung, von der man sich wohl nicht wieder erholt. Man trägt schwer an diesem familiären Erbe, wobei es um einiges schwerer ist, das Kind des Peinigers zu sein, als das des Opfers. Der Umstand, dass meine Mutter zu einer Ikone wurde, macht es nicht leichter für mich, mein bisheriges Leben verloren zu haben. Jede Erinnerung an meine Kindheit ist jetzt überschrieben. Meinen Vater gibt es nicht mehr. Für mich hat Dominique vor 2020 nicht existiert. «Jede Erinnerung an meine Kindheit ist jetzt überschrieben»: Caroline Darian mit ihrem Bruder Florian (links) und Mutter Gisèle Pelicot in Avignon. (2. September 2024) Wie gelingt es, sich von jemandem zu entlieben, den Sie, wie Sie im Buch schreiben, mehr als 40 Jahre lang als wundervollen Vater erlebt haben? Indem man der Wahrheit ins Auge sieht. Die Brutalität und Unmenschlichkeit dessen, was er meiner Mutter angetan hat, unserer ganzen Familie, ist eine Tatsache. Ich weiss heute, dass der Mann, der mich aufgezogen hat, ohne Zweifel einer der grössten Verbrecher der vergangenen 20, 30 Jahre ist. Das ändert alles. Sich zu entlieben, ist ein langer Prozess. Es dauert, bis man begriffen hat, dass man den Mann, der einen grossgezogen und mit dem man so lange unter einem Dach gelebt hat, in Wahrheit nicht kannte. Sie sassen Ihrem Vater während des Prozesses gegenüber. Haben ihn vier Monate lang bewacht von schwer bewaffneten Polizisten hinter einer Glasscheibe sitzen sehen. Ihre Mutter hat ihn kaum je eines Blickes gewürdigt – Sie haben ihn direkt angesehen. Ja. Ich wollte ihn konfrontieren. Ich habe ihm direkt in die Augen gesehen, um ihn wissen zu lassen, dass er niemanden aus unserer Familie jemals wieder manipulieren kann, mich jedenfalls nicht. Ich weiss, wozu er fähig ist. Sie gehen davon aus, dass Ihr Vater auch Sie vergewaltigt hat. In seinem Besitz fanden sich auch Fotos, die Sie schlafend in Unterwäsche zeigten, die Sie nicht kennen. Auf diesen Fotos sieht man mich, in einer Pose schlafend, die ich im Schlaf nicht einnehme. Eine Lampe brennt, dabei habe ich einen sehr leichten Schlaf und wache beim geringsten Lichtschein auf
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