Julia Friedrichs, eine deutsche Autorin, untersucht die Welt der Superreichen und argumentiert, dass wir mehr über sie wissen sollten. Sie beleuchtet die Macht, die mit reicher verbunden ist, und die Angst, die viele Superreiche vor Verlust und Verrat empfinden. Der Artikel ergründet auch die psychologischen Mechanismen, die zu der Darstellung von Reichtum als verdientes Ergebnis von Fleiss führen, und hinterfragt, ob wahre Beziehungen unabhängig vom Geld existieren können.
Die deutsche Autorin Julia Friedrichs , die am Freitag am Aha-Festival auftreten wird, beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Welt der Superreiche n. Sie fordert, dass man öffentlich mehr über jene weiß. Es gibt keine einheitliche Definition, ab welchem Vermögen jemand superreich ist. Sicher sprechen wir nicht von einfachen Millionären. Sondern von Menschen mit einem Vermögen ab dreistelliger Millionenhöhe.
Die Welt der Reichen fasziniert uns, was man auch an den Medien, an Filmen oder TV-Serien merkt. Sind Sie selber auch fasziniert davon? Natürlich. Und es ist ein spezielles Erlebnis, einer superreichen Person zu begegnen. Oder eine Luxusjacht zu besichtigen. Wichtiger am Thema ist mir aber, dass wir uns bewusst werden, wie stark so viel Geld auch mit politischer und gesellschaftlicher Macht verbunden ist. Tatsache ist, dass Menschen mit sehr viel Geld starken Einfluss nehmen können. Man sieht es aktuell gerade auch in den USA. Sie können sich bei Behörden viel leichter Zugang und Gehör verschaffen. Das betrifft nicht nur den reichen Bauunternehmer, der zum Beispiel schneller eine Genehmigung bekommt. Es geht auch um direkten Einfluss auf die Politik. Und da es eben sehr wenige Menschen sind, welche diesen Einfluss haben, müssen wir mehr über sie wissen. Ja. In Deutschland etwa gibt es keine systematischen Informationen über die Vermögensverhältnisse der Superreichen. Solche aber sind wichtig, weil sie eine öffentliche Diskussion erst ermöglichen, wie viel Einfluss so viel Geld in einer Demokratie haben soll. Zugleich haben die meisten Superreichen ja eher das Bedürfnis, vor der Öffentlichkeit geschützt zu sein. Das kann ich nachvollziehen. Es geht auch nicht darum, Privates dieser Leute publik zu machen. Aber je höher die Vermögen sind, umso mehr hat die Gesellschaft ein Anrecht darauf, Bescheid zu wissen. Weil sie ein grosser Machtfaktor sind. Im Zuge Ihrer Recherchen haben Sie Superreiche selber kennengelernt. Was sind das für Menschen? Wie ticken sie? Einen einheitlichen Typus gibt es nicht. Aber natürlich beeinflusst so viel Geld einen Menschen. Ein zentraler Punkt ist, ob jemand dieses Geld in erster Linie geerbt hat. Oder ob es durch eigene Leistung erwerben konnte. In Deutschland etwa sind die meisten Superreichen quasi in diese Position hineingeboren worden. Dann müssten sie doch eine gewisse Demut an den Tag legen, da sie diesen Reichtum gar nicht selber verdient haben. Tatsächlich habe ich Menschen kennengelernt, denen das durchaus bewusst ist und die sich vielleicht nicht immer wohl damit fühlen. Aber viele andere, die ihre riesigen Vermögen geerbt haben, rechtfertigen ihren Besitz und auch ihren Lebensstandard damit, dass sie das Erbe ja erfolgreich verwalten und vermehren. Und dass sie es somit auch verdienen. Sie reden also den Erbaspekt klein und rechtfertigen den Reichtum mit einer Leistung, die gar nicht so gross ist. Psychologisch ist das nachvollziehbar. Die meisten von uns sehen und erzählen ihr Leben als Geschichte, in der ihre eigene Rolle positiv oder zumindest plausibel ist. Superreiche wollen zudem in ein gesellschaftliches Ideal passen, wonach man mit Fleiss und Willen zu Reichtum kommen kann. Gerade in Deutschland, wo man sich von früheren Generationen eher losagen möchte. Indirekt sagt man damit aus, dass das jeder schaffen kann. Das stimmt natürlich nicht, weil die Situation, in die man hineingeboren wird, stark entscheidet. In einem früheren Interview haben Sie gesagt, dass auch Sie Geld mögen. Macht Geld glücklich? Auch die Superreichen? Klar mag ich Geld. Wenn man genug davon hat, erleichtert es das Leben enorm. Man kann sich leisten, was einen gesund hält, man kann damit Probleme lösen, sich Schönes gönnen wie Ferien oder etwas machen, womit man sich selber verwirklichen kann. Gemäss Studien macht Geld bis zu einem bestimmten Mass glücklicher, wobei die Grenze unterschiedlich definiert wird. Wenn man Reichtum erlangt, macht es vor allem in der Anfangsphase glücklicher. Sie haben natürlich gewisse existenzielle Probleme nicht. Aber dafür andere. Derart gigantische Vermögen sind extrem pflegeintensiv. Man muss sich selber schützen. Und man hat mehr zu verlieren, was Angst macht. Viele Superreiche fürchten sich vor allem vor dem Monster unter dem eigenen Bett. Also vor Menschen aus ihrem Umfeld. Es frisst sich in Beziehungen. Gerade wenn grosse Ungleichheit besteht. Kann man sicher sein, dass eine Beziehung oder eine Freundschaft unabhängig vom Geld besteht? Soll man den Reichtum allenfalls verschweigen? Das ist an einem gewissen Punkt schwierig. Wenn man zum Beispiel die neue Freundin oder den neuen Freund den Eltern vorstellt und bei denen zu Hause Angestellte umherwusel
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