Der Sturz des Heiligen: Abbé Pierre als Pädophiler entlarvt

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Der Sturz des Heiligen: Abbé Pierre als Pädophiler entlarvt
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Der beliebteste Franzose, Abbé Pierre, wird nach neuen Berichten als Serienpädophiler entlarvt. Der Fall schockiert Frankreich und wirft Fragen über Missbrauch in der Kirche und die Vertuschung durch Mächtige auf.

Er war die beliebteste Persönlichkeit Frankreich s, eine nationale Ikone der Demut. Doch nun entlarven neue Berichte den Armenpriester Abbé Pierre als seriösen Pädophilen. So tief fallen kann nur jemand, der im Ansehen einer Nation ganz zuoberst stand. Und der Sturz ist so absolut, dass ihn Frankreich nur schrittweise verdaut. Im vergangenen Sommer vernahm die Öffentlichkeit erstmals, dass sich der demütige Armenpriester Abbé Pierre (1912–2007) an Frauen vergangen haben soll.

Im September bestätigte das von ihm gegründete, in 40 Ländern aktive Hilfswerk Emmaus die meisten Vorwürfe. Diese Woche publiziert die Zeitung «Le Parisien» nun einen detaillierten, abschliessend wirkenden Emmaus-Bericht zum Thema Abbé Pierre. Die Zahl der bekannten Missbrauchsopfer steigt um 9 weitere Fälle auf 33. Es sind diesmal vorwiegend Minderjährige. Sie berichten von Berührungen der Brüste und Geschlechtsteile. Abbé Pierre habe Knaben und Mädchen mit Gewalt geküsst, fotografiert und dazu masturbiert. Im Schlafsaal eines Kirchenlagers habe der Priester Buben «besucht», erzählte ein Zeuge. Ein Zwölfjähriger sei danach «stumm und wie versteinert» geblieben. Ein zehnjähriger Junge schilderte eine Vergewaltigung, eine Verwandte einen Fall von Inzest in der Familie von Henri Grouès, wie der Angeschuldigte mit bürgerlichem Namen hiess.Die Fälle erstrecken sich von den Sechziger- bis in die Neunzigerjahre und passen so gar nicht zur Vita des knorrigen Kirchenmannes. Als Feldprediger getarnt hatte er im Zweiten Weltkrieg Juden gerettet; im eiskalten Winter 1954 nahm er sich persönlich Obdachlose an. Der Che Guevara der christlichen Nächstenliebe half Armen und Immigranten und liess sich für den guten Zweck auch in die Nationalversammlung wählen. Bis ins hohe Alter war Abbé, der seinen Übernamen im Widerstand gegen die Nazis erhalten hatte, das gute Gewissen der Nation. Mit seinem gütigen Blick, einer einfachen Sprache und Lebensart führte er die nationalen Beliebtheitslisten jahrzehntelang an.Die Reaktionen auf den neuen Bericht fallen unisono aus – beschämt, sprachlos, schockiert. Viele ziehen eine Parallele zu früheren Missbrauchsskandalen der katholischen Kirche. Der Fall des Abbés ist zahlenmässig weniger gravierend, aber er trifft Frankreich ebenso hart. Der Präsident der Bischofskonferenz, Eric de Moulins-Beaufort, räumte ein, dass die Kirche seit 1955 von Gerüchten um Abbé Pierre gehört hatte. Einmal schickte sie ihn in eine Schweizer Klinik, um ihn von seiner «Lüsternheit» zu kurieren. Es half nichts.Papst Franziskus hatte Ende 2024 erklärt, der Vatikan habe von den Verirrungen des Abbé Pierre gehört, aber erst nach seinem Tod 2007. In Frankreich hat die Debatte um die sexuellen Aggressionen des einstigen Nationalheiligen erst begonnen. Seine Statuen werden demontiert, Gedenkstätten geschlossen; seine Stiftung ändert schwer getroffen ihren Namen. Ein Prozess ist nach dem Ableben von Abbé Pierre nicht hängig. Es verbleibt die Frage, warum selbst Erwachsenen nicht geglaubt wurde, wenn sie nacheinander von den früheren Attacken des Mannes in der braunen Soutane Zeugnis ablegten. Laut dem neuen Bericht erinnerten sich Opfer, wie sie von Abbé Pierre eingeschüchtert oder bedroht worden seien: «Er sagte mir, er sei sehr mächtig, die Leute liebten ihn sehr. Deshalb müsse ich absolutes Schweigen bewahren.» Mehr und mehr stellt sich für Frankreich auch die Frage, ob das Land nicht speziell anfällig ist für die sexuelle Gewaltausübung seiner Mächtigen. Und auch für die jahrelange Vertuschung durch Nahestehende. Einzelne Opfer sagen im Nachhinein, man habe sie davor gewarnt, Abbé Pierre «zu nahe zu kommen». Das erinnert an die Entourage des früheren Währungsfondschefs Dominique Strauss-Kahn. Sie hatte jungen Frauen jeweils geraten, mit DSK nicht den gleichen Lift zu benutzen. Dabei blieb es.Ähnliche Sitten, die möglicherweise bis auf den Königshof in Versailles zurückgehen, herrschten in französischen Filmstudios und Redaktionen. Davon zeugen unter anderem die Gerichtsfälle des Schauspielers Gérard Depardieu oder des TV-Nachrichtensprechers Patrick Poivre d’Arvor. Sie hatten das Gesetz des Schweigens jahrelang kontrolliert; die attackierten Frauen verschafften sich nie Gehör. Erst die MeToo-Welle änderte in Paris alles. Die Liste beschuldigter, teils verurteilter Platzhirsche wird immer länger: Schriftsteller Gabriel Matzneff, Theaterstar Philippe Caubère, Regisseur Benoît Jacquot, Psychoanalytiker Gérard Miller, Immobilienkönig Stéphane Plaza, Komiker Nicolas Bedos. Und jetzt auch ein demütiger Armenpriester

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