Warum eskalieren Kontroversen heute so schnell, dass Beteiligte Polizeischutz brauchen? Zwei neue Bücher zeigen, wie sich ohne Scheuklappen noch streiten, kritisieren und provozieren lässt.
Der Fall Sanija Ameti hat es wieder einmal gezeigt: Unsere Debattenkultur ist defekt – wir müssen streiten lernen
Doch wie soll gestritten werden? Nur konstruktiv, sodass man die Gegenseite nicht verletzt und am Schluss einen Konsens erreicht? Das würden wohl viele unterschreiben. Einspruch dagegen erhob schon kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs der britische Schriftsteller George Orwell. Er warnte davor, Streit und Kritik nur «in einem rosigen Spiegel» zu dulden, wenn sie dem eigenen politischen Lager passen.
Während manche besonders seit der Coronakrise ein aggressiveres Debattenklima beklagen und nur noch den geordneten Rückzug aus den sozialen Medien empfehlen, tritt Flasspöhler in ihrem neuen Buch «Streiten» für mehr Zoff ein, durchaus nicht nur politisch, sondern auch privat. Das öffentliche Streiten funktioniere wie ein sportlicher Wettkampf, bei dem man den Gegner schlagen möchte. Ein paar Regeln müssen aber auch für Flasspöhler eingehalten werden. Man darf einander nicht notorisch anlügen oder lauter Falschbehauptungen herausschleudern oder einander existenziell bedrohen. Davon abgesehen soll man aber nicht zimperlich sein. Die Positionen dürfen für Flasspöhler ruhig «unversöhnt bleiben».
– Bitte Perspektivenwechsel aktiv fördern: Alle sollten drei bis vier Mal im Leben für ein paar Monate neue Einblicke erhalten dürfen. Journalistinnen gehen mal in die Verwaltung, Manager in der Pflege, Wissenschaftlerinnen in den Einzelhandel und so weiter. Es geht darum, dass wir nicht verlernen, immer wieder neu auf die Welt zu schauen.
– Bitte Ventile einrichten, etwa Wut-Hotlines, bei denen alle, die es nötig haben, «die Sau rauslassen» können. Dort könne man über Sanija Ameti, Klimakleber, Queere, Wokeness und so weiter schimpfen, ohne dass Betroffene persönlich bedroht werden.
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