Der Chart des Tages: (Don’t) Fight the Fed: Der Markt rechnet mit ersten Zinssenkungen in den USA im zweiten Halbjahr, die US-Notenbank schliesst das aus.
In den USA weichen die Meinung der Zentralbank, des Federal Reserve, und die Erwartung der Investoren an den Finanzmärkten voneinander ab. Das Fed ist davon überzeugt, dass es den Leitzins dieses Jahr auf 5% erhöhen muss. Im Dezember hatte es das Zinszielband einen halben Prozentpunkt auf 4,25 bis 4,5% hinaufgesetzt.
Die Notenbank sorgt sich um einen Lohnschub angesichts des weitgehend ausgetrockneten Arbeitsmarktes. Die Inflation ist mit 6,5% immer noch viel zu hoch. Eine Zinssenkung dieses Jahr schliesst das Fed aus. Der Chart zeigt die Zinsprojektionen der Fed-Verantwortlichen im Offenmarktausschuss für das vierte Quartal.
Die Märkte sind anderer Ansicht. Sie rechnen inzwischen mit einer Drosselung der Zinserhöhungen. Vor allem gehen sie davon aus, dass im zweiten Halbjahr die Zinsen gesenkt werden. Denn Unternehmensumfragen wie die Einkaufsmanagerindizes und die NFIB-Befragung unter kleineren Gesellschaften signalisieren eine markante Konjunkturabkühlung.
Die jüngste Wall Street Journal Survey unter Ökonomen misst einer Rezession in den kommenden zwölf Monaten eine Wahrscheinlichkeit von 61% bei. Die hohen Hypothekarzinsen und die Industrie werden als grösste Schwachpunkte genannt. Demnach wird das US-Bruttoinlandprodukt im ersten Quartal stagnieren, im zweiten 0,4% schrumpfen und im dritten erneut stagnieren.
Die grosse Frage dieses Jahr lautet daher: Behält das Fed recht oder der Markt? Eine alte Börsenregel aus den Siebzigerjahren warnt, dass man sich nicht gegen die Notenbank positionieren soll. Don’t Fight the Fed – ist das auch 2023 die richtige Devise?ist seit 1997 als Redaktor bei FuW und schreibt über Makrothemen, vor allem diejenigen, die Zinsen, Währungen und die Konjunktur betreffen.
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