Das WEF, oft als Treffen der Reichsten der Welt bezeichnet, findet dieses Jahr mit einigen prominenten Abwesenheiten statt. Trotz des fehlenden Gastauftrats von Elon Musk, Jeff Bezos und Mark Zuckerberg, bietet das Forum wieder eine Plattform für Diskussionen über globale Herausforderungen. Gleichzeitig wird das WEF wieder mit Protestaktionen und Kritik an der Elite konfrontiert.
Das WEF sei ein Treffen der Reichsten der Welt, heisst es oft. Das stimmt dieses Jahr weniger als auch schon. Tesla-Gründer Elon Musk («das WEF ist absolut langweilig») und Amazon-Gründer Jeff Bezos zieht es an Donald Trumps Inauguration statt nach Davos , ebenso Facebook-Gründer Mark Zuckerberg, der in jungen Jahren ans WEF gekommen war. Dem Schweizer Bundespräsidenten kommt traditionell die Ehre zu, die Eröffnungsrede zu halten – meist auf Englisch oder Französisch.
Diesmal ist es Karin Keller-Sutter. Die Finanzministerin ist ausgebildete Dolmetscherin – als Schweizer wird man sich diesmal nicht fremdschämen müssen. In der vornehmen Genfer Gemeinde direkt am See befindet sich der Hauptsitz des WEF. Der Personalbestand ist auf über 1000 gestiegen. Hier werden die Themen für das Jahrestreffen gesetzt. Ein Ausdruck für den globalisierten Manager, der einst als Kompliment galt, spätestens seit der Finanzkrise 2008 aber als Kritik an einer abgehobenen Elite verwendet wird. Ukraines Präsident Selenski folgt der Einladung von WEF-Gründer Klaus Schwab (rechts) zum zweiten Mal. Die Mitglieder des WEF, zu denen rund 1000 führende Unternehmen gehören, tragen massgeblich zur Finanzierung bei. «Strategische Partnerfirmen» zahlen bis zu 500'000 Franken jährlich. Das Schlagwort der Gegner des Forums. Besonders in den 2000er-Jahren erreichten die Proteste ihren Höhepunkt, seither sind sie kleiner und meist friedlich geblieben. Die Klimaaktivistin war zweimal in Davos. Klaus Schwab lud sie ein, um der Erderwärmung Beachtung zu schenken. Diesmal fehlt Thunberg, der Zeitgeist ist weniger «woke», Klimathemen nehmen etwas weniger Raum im Programm ein als auch schon. Als Mitbegründerin des WEF ist sie nicht nur die Frau neben Klaus Schwab, sondern auch das soziale Gewissen der Organisation. Sie lädt regelmässig Kulturschaffende nach Davos ein. Das WEF war oft Schauplatz von Verhandlungen zum Nahostkonflikt. 2025 werden der Gaza-Krieg und der aktuelle Waffenstillstand ein wichtiges Thema sein. Es gab auch Tiefpunkte in Davos: 2001 hielt Palästinenserführer Jassir Arafat eine Hassrede, statt wie vorgesehen gemeinsam mit Israels Präsident Shimon Peres einen Durchbruch der Friedensverhandlungen zu verkünden. Hollywood trifft auf Davos: Prominente wie Angelina Jolie oder Richard Gere ziehen manchmal mehr Aufmerksamkeit auf sich als die CEOs und Politiker. 2025 wird Ex-Fussballer David Beckham einer der meistfotografierten WEF-Gäste sein. Der Gründer des WEF hat das Forum seit 1971 zu einem globalen Ereignis entwickelt. Mit 86 Jahren denkt er nicht ans Aufhören, auch wenn er die operative Führung abgegeben hat. Das «Belvédère» oder das «Intercontinental» zählen zu den gefragtesten Unterkünften während des Forums. Sie sind hermetisch abgeriegelt, mit Zugangskontrollen wie an Flughäfen. Rund 1000 Journalisten berichten jedes Jahr vom WEF. Dank sozialer Medien erreicht die Veranstaltung Millionen weltweit. Der Auftritt des südafrikanischen Freiheitshelden 1992 ist ein Highlight der WEF-Geschichte. Schwab hat die Ambition, nicht nur Mächtige einzuladen, sondern auch Persönlichkeiten der Zeitgeschichte. Eine Initiative, um das WEF auch für Normalsterbliche zugänglich zu machen. Im örtlichen Gymnasium können Interessierte Podien besuchen. Der russische Präsident war mehrfach in Davos, noch 2021 – ein Jahr vor der Invasion in die Ukraine – sprach er über Video. Seit dem Krieg boykottiert das WEF alle russischen Gäste und positioniert sich auf Seiten der Ukraine. So substanziell viele Themen sind, über die im Kongresszentrum gesprochen wird, so nichtssagend ist oft, was Manager sagen. Die Abfolge von Modebegriffen wie Transformation, Disruption, Stakeholder-Management ist oft nur schwer erträglich. Von Greta Thunberg bis zum Club of Rome – das WEF versteht es, auch kritische Stimmen in die Diskussion einzubinden. Zum WEF-Start kann die Fahrt nach Davos zur Geduldsprobe werden. Klimaaktivisten und die Juso demonstrieren, unter anderem mit einer «Winterwanderung» von Küblis nach Davos. Solche Aktionen zusammen mit grossem Verkehrsaufkommen führten in früheren Jahren zu Mega-Staus. Eine Angestellte des WEF im Büro New York wirft ihrem Arbeitgeber vor, es herrschten «toxische Arbeitsbedingungen» (sexuelle Belästigung, Rassismus). Der Fall ist vor Gericht hängig. Das Land ist seit Russlands Angriff 2022 ein Schwerpunktthema am WEF. Präsident Selenski wird zum zweiten Mal in Davos erwartet. Letztes Jahr erhielt er eine stehende Ovation. Die Davoser Promenade sieht während des WEF aus wie die Meile einer Gewerbeausstellung. Trittbrettfahrer – Firmen und Nichtregierungsorganisationen – mieten Läden, um auf sich aufmerksam zu machen. Dieses Jahr aber gelten neue, striktere Regeln. Man wird sehen, ob die Promenade dadurch ansehnlicher wird. Die Preise während des Forums sind berüchtigt: 38 Franken für einen Hotdog, 3000 Franken für eine Zwei-Zimmer-Wohnung pro Nacht.
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