Sir Mark Elder dirigierte im Stadtcasino Basel die 9. Sinfonie von Gustav Mahler
Sir Mark Elder dirigierte im Stadtcasino Basel die monumentale Neunte von Gustav Mahler. Der Hang zur grossen Geste geht dabei mancherorts zulasten des Details.«Leb wohl! Leb wohl!», notierte Gustav Mahler auf dem Entwurf seiner neunten Sinfonie: eine testamentarische Randnotiz, inmitten akribischer Spielanweisungen. Denn dem Komponisten schlotterten die Knie, als er 1909 über seiner Partitur sass, überzeugt davon, dass es seine letzte sein würde.
Zugegeben, die Faktenlage erklärte seine Angst nicht unbedingt als irrational: Ludwig van Beethoven, Anton Bruckner, Franz Schubert, Antonin Dvořák und eine stattliche Liste weiterer Komponisten starben während oder kurz nach Beendigung ihrer neunten Sinfonie.Was Gustav Mahler dann jedoch zu Papier brachte, klingt nicht im Geringsten nach der stillen Akzeptanz des baldigen Ablebens – der Mann war schliesslich erst 50 Jahre alt – , sondern vielmehr nach einem Abgang mit Ansage.
So klingt sie zumindest unter den Händen von Sir Mark Elder und dem Sinfonieorchester Basel und gerät dabei so vital, dass man kaum glauben mag, dass sich hier einer gefürchtet haben soll, mit diesen Noten den eigenen Tod herbeizuschreiben. Der Eindruck bleibt am Mittwoch im Stadtcasino über knapp 80 Minuten bestehen: In dieser Neunten wird dem leisen Unbehagen nicht nachgehangen, es wird stur überwunden.
Vom Dirigierpult aus glättet Sir Mark Elder die Wogen, leitet mit sicherer Hand und britischer Nonchalance. Über weite Strecken lässt er die Musikerinnen und Musiker gewähren, die bisweilen gar früh mit dem nächsten Forte liebäugeln. Das ist insofern naheliegend, als dass gerade die üppigen Klangbilder stets ausdrucksstark gelingen.Doch am besten wirken sie dann, wenn man davor auf die Nuance vertraut.
Denn tatsächlich sollte sich Mahlers Angst bewahrheiten. Zwar gelang es ihm, die Partitur zu vollenden, doch die Uraufführung seiner Neunten sollte er nicht mehr erleben. Unsterblich machte sie ihn dennoch, wie das fast ausverkaufte Konzert am Mittwochabend zeigte. Vielleicht hatte Mahler nicht ganz Unrecht, als er einmal klagte: «Hier muss man wohl erst gestorben sein, bevor sie einen leben lassen.
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