Dieser Artikel beleuchtet das alte Schweizerdeutsche Wort für Kalender, die Brattig, und seinen Ursprung. Er beschreibt die Bedeutung des Wortes im Laufe der Zeit und vergleicht es mit dem deutschen Wort Kalender.
Alle Welt spricht diese Tage wieder vom Kalender – dabei gibts dafür auch ein altes Schweizerdeutsch es Wort. Zu den beliebtesten Drucksachen des 18. und 19. Jahrhunderts gehörte der Volkskalender. Seine ersten zwölf Doppelseiten enthalten jeweils das Kalendarium mit den Heiligennamen, den Tierkreiszeichen, Angaben über Sonne, Mond und Planeten, nicht zuletzt auch die Daten der Jahrmärkte. Weil solche Kalender im bäuerlichen Alltag so wichtig waren, entstanden viele einschlägige Redensarten .
Wer in trübe Gedanken versunken war, wurde gefragt: Machsch Kaländer? oder: De hüürig Kaländer isch scho gmacht! Und weil Volkskalender im zweiten Teil allerlei kuriose Geschichten zur Unterhaltung (und Belehrung) abdruckten, sagte man nach seltsamen Vorfällen: Das ghöört i Kaländer, Du chunsch de no im Kaländer! Der bekannteste Autor von Kalendergeschichten ist wohl Johann Peter Hebel im «Rheinländischen Hausfreund». Das Wort Kalender geht letztlich auf lateinisch calendae (Monatsanfang) zurück. In der deutschen Schweiz gibt es noch ein älteres, volkstümlicheres Wort, die Brattig. Dahinter steckt lateinisch practica; es bedeutet Anwendung einer Lehre, Methode, dann auch astrologische Voraussage und oft sogar betrügerische Machenschaft. Im Kalender meint Praktik zunächst nur die Prognosen für das Wetter und Angabe der günstigen bzw. ungünstigen Tage für bestimmte Unternehmungen wie etwa den Aderlass. Später ist Brattig zur Bezeichnung des ganzen Kalenders, ja sogar anderer Druckerzeugnisse geworden. Sackbrattig bedeutete einen Taschenkalender oder einfach ein kleines Notizbuch. Brattig konnte auch die Ausübung eines gelehrten Berufes bedeuten; so ist im Solothurnischen die Augeprattig (Praxis des Augenarztes) bezeugt. In der Standardsprache hat sich jedoch bald das direkt aus dem Griechischen entlehnte Praxis gegen die Praktik durchgesetzt; das tönt nicht nur gelehrter, sondern ist auch nicht mit dem oben erwähnten Beiklang von Scharlatanerie behafte
Kalender Brattig Schweizerdeutsch Redensarten Geschichte
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