Chappell Roan beeindruckt nicht nur mit ihrer Musik, sondern auch mit ihrer Überzeugung, Grenzen zu setzen und Nein zu sagen. Ein Plädoyer für mehr Selbstbewusstsein und weniger Angst vor dem Unbekannten.
Chappell Roan hat kürzlich den Grammy als beste Newcomerin gewonnen. Doch neben ihrer musikalischen Leistung beeindruckt sie mich vor allem, weil sie keine Angst hat, einfach mal Nein zu sagen. Davon können wir uns ruhig eine Scheibe abschneiden. «Just say no!» So lautete in den 1980er-Jahren der Slogan einer berühmten Anti-Drogen-Kampagne in den USA. Stars wie Drew Barrymore hielten dafür ihr Gesicht in die Kamera – obwohl sie damals sehr enthusiastisch Ja zu Drogen sagten.
Doch egal, wozu: Nein sagen fällt schwer. Chappell Roan tut es trotzdem – und erntet längst nicht nur Lob. Früher sorgten auffällige Outfits und anrüchige Songtexte für entsetztes Kopfschütteln. Heute haben so einige Menschen eine schlechte Meinung von Chappell Roan, weil sie «schwierig» tut. Auch ich hörte zuerst von ihrem Ruf, nicht von ihrer Musik, und fragte mich, was ihr Problem ist. Dabei macht sie genau dasselbe wie ich: Sie motzt viel. Warum ist das etwas Schlechtes? Weil wir es uns noch immer nicht gewohnt sind. Sie sagt, dass es ihr unangenehm ist, wenn Fans mit ihr Fotos machen wollen. Sie staucht Fotografen zusammen, die sie auf dem roten Teppich beleidigen. Und sie konfrontiert sie damit, sich zu entschuldigen. Sie setzt Grenzen, doch online hagelt es dafür viele fiese Kommentare. «Was zur Hölle glaubt sie, wer sie ist?»; «fünfzehn Minuten berühmt und schon glaubt sie, die Welt gehört ihr»; «diese Frau wird unerträglich». Vor allem Letzteres bestätigt wieder mal ein grauenhaftes Klischee. Ich bin mir nicht sicher, wie viel es tatsächlich mit dem Geschlecht zu tun hat, doch irgendwie krallt sich der Gedanke immer noch in unseren Köpfen fest: Ohne Wenn und Aber Nein zu sagen, gilt als unhöflich. Und wir wollen doch gemocht werden, niemanden vor den Kopf stossen, keine Probleme provozieren. Das kommt meist in Zusammenhang mit (sexueller) Gewalt zur Sprache. Doch es gilt ebenso bei allem anderen: Wir dürfen Nein sagen, aber es ist nicht immer einfach. Es kann Konsequenzen nach sich ziehen und sogar gefährlich werden. Umso mehr müssen vor allem wir Frauen es aus unseren Köpfen rupfen, dass wir uns auch einfach nur unbeliebt machen könnten. Und hier unterscheidet sich Chappell von mir. Abgesehen davon, dass ich vermutlich eingewiesen werden würde, wenn ich in ihren Outfits zur Arbeit erschiene. Ihr ist es tatsächlich – Zitat – scheissegal, was andere von ihr halten. In einem Interview meinte sie sogar: «Ich wäre viel erfolgreicher, wenn ich einen Maulkorb tragen würde.» Sie hat recht. Sie tut nicht «schwierig», sie motzt nicht einfach, sondern sie wehrt sich, wenn ihr etwas nicht passt. Und dafür verneige ich mich vor ihr. Verrückte Outfits oder anrüchige Texte sind längst nicht mehr provokativ, David Bowie und Madonna hatten das schon Jahrzehnte gemacht, bevor Chappell Roan zur Welt kam. Und Nein zu sagen, sollte ebenfalls schon lange nicht mehr provokativ sein
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