Véronique Marchesseau, Bäuerin und Generalsekretärin der Gewerkschaft Confédération paysanne, erklärt, wieso ein Teil der Landwirt:innen in Frankreich auch nach dem Einlenken der Regierung weiter demonstriert. Und wie es um die internationale Zusammenarbeit steht.
WOZ: Frau Marchesseau, in den vergangenen Tagen waren Sie wie Tausende andere französische Bauern und Bäuerinnen auf der Strasse. Was war eigentlich der Auslöser für die zuletzt heftigen Proteste und Blockaden?Für die Mobilisierung in Frankreichs Landwirtschaft gab es nicht einen einzigen Auslöser. Vielmehr lässt sich eine Vielzahl von Gründen nennen, die über die letzten Jahre zusammengekommen sind.
Die Zugeständnisse der Regierung weisen in die falsche Richtung. Natürlich sind die Nothilfen sinnvoll, um die Folgen der Rinderseuche und der Unwetter auszugleichen. Für eine faire Bezahlung der Landwirt:innen ist hingegen nichts getan worden. Die internationale Konkurrenz führt dazu, dass wir Produkte zu Preisen unter dem Produktionswert verkaufen müssen. Dadurch erleiden wir Verluste und können von unserer Arbeit nicht mehr anständig leben.
In der letzten Woche waren wir in Brüssel und haben dort gemeinsam mit anderen europäischen Gewerkschaften aus Spanien, aus Deutschland, den Niederlanden und Portugal demonstriert. Wir sind Teil des transnationalen Netzwerks «Via Campesina», das sich für ein weltweites Agrar- und Ernährungssystem einsetzt, das sich vom neoliberalen Profitstreben löst. Da gibt es durchaus Formen der Zusammenarbeit, Vertreter:innen aus achtzig Ländern tauschen sich hier aus.