Andy Schmid, der Schweizer Nationaltrainer, war vor dem WM-Gruppenspiel gegen Deutschland im Mittelpunkt. Schmid, einst Handball-Legende in Deutschland, steht nun mit seiner Mannschaft den Deutschen gegenüber und blickt auf eine turbulente Zeit im deutschen Handball zurück.
Wenn die Deutschen auftreten, wird's selbst im Handball mondän. So auch vor dem WM-Gruppenspiel gegen die Schweiz. Wobei es ein Schweizer ist, der speziell viel Aufmerksamkeit auf sich zieht: Nationaltrainer Andy Schmid, der den unseren Nachbarn ins Gewissen redet. So eine Handball -WM ist eine unkomplizierte, bodenständige Angelegenheit. Erst recht, wenn man sie mit den Fussballern vergleicht. Unsere Handball er fliegen nicht Charter, sondern mit einer Linienmaschine.
Das Hotel belegen sie nicht exklusiv, sondern zusammen mit den drei Gruppengegnern. Es handelt sich dabei auch nicht um eine hermetisch abgeriegelte Luxusherberge. Nicht mal ein Wachmann steht vor dem Eingang. Man kann als Normalsterblicher also rein und raus, wie es einem beliebt. Die Trainings sind für Zuschauer ebenso offen wie Spieler für Interviews, die in der Hotel-Lobby geführt werden. So ist es normalerweise. Aber wenn die Deutschen mit von der Partie sind, wird aus Normalität der handballerische Ausnahmezustand. Plötzlich sind wir nicht mehr so gerne gesehen im Team-Hotel. Plötzlich taucht im Sog des deutschen Teams ein riesiger Medientross auf. Plötzlich ist nicht mehr alles klein und bescheiden. Plötzlich ist es ein mondäner Zirkus. Und so steht Andy Schmid am Tag vor dem Spiel Schweiz – Deutschland den Journalisten nicht in der Trainingshalle auf dem flachen dänischen Land, das im grauen, feuchten Winter so trostlos wirkt wie ein abgebrannter Baum, zur Verfügung. Schmid sitzt in der hübschen 50’000-Einwohner-Stadt Silkeborg auf der Bühne eines hippen Kulturlokals, das die Deutschen für solche Anlässe gemietet haben. Der Grund, dass die vielleicht 50 deutschen Medienschaffenden nicht erst erscheinen, wenn ihre Spieler an der Reihe sind, hat einen Namen: Andy Schmid. Zwölf Jahre spielte der Schweizer Nationaltrainer für die Rhein-Neckar Löwen und wurde in dieser Zeit fünfmal zum wertvollsten Spieler der Bundesliga gewählt. Schmid ist in Handball-Deutschland eine Legende. Und mehr als nur eine Spur grösser als in Deutschland. Wobei in Deutschland sowieso fast alles mehr als eine Spur grösser ist. Erst recht gilt das für den Handball. Ach je, was haben wir zuletzt gelitten. Dabei wurden die Deutschen vor ihrer Heim-EM 2024 ziemlich klein gemacht in der Presse, weil es schien, als hätten sie den Anschluss an die Weltspitze verloren. Anders die Situation in der Schweiz. Dort wähnte man sich im sanften Aufschwung. Ausserdem war damals Andy Schmid noch Spieler. Und wenn eine ikonische Figur wie Stefan Kretzschmar («Andy Schmid ist Lion’el Messiah of Handball») im Vorfeld von einem 50:50-Spiel spricht, glaubt auch der zurückhaltende Eidgenosse, dass die Schweizer (25’000 aktive Handballerinnen und Handballer) den Deutschen (450’000) auf Augenhöhe begegnen. Die wahre Geschichte geht anders: Die Schweiz kassiert im Weltrekordspiel vor 53’000 Zuschauern in Düsseldorf eine 14:27-Abreibung. Und bleibt auch vor zwei Monaten in der EM-Qualifikation beim 26:35 absolut chancenlos gegen Deutschland, das im Sommer Olympia-Silber gewann. Zwölf Monate, nachdem in Deutschland vom Absturz der stolzen Handball-Nation die Rede war, herrscht nun wieder Euphorie. Und Schmid sagt auf der Bühne des Kulturlokals: «Wir gehen wir in dieses Spiel, wie es sich gehört: als Aussenseiter. Wir werden uns gegen die Deutschen aber nicht auf den Rücken legen und die weisse Fahne hieven.» Nur, gibt es für einen Schweizer Spieler etwas Grösseres, als den Deutschen ein Bein zu stellen? «Das mit dem Bein stellen ist noch weit weg in meinem Kopf», sagt Schmid. «Für mich ist es okay, wenn wir gegen Deutschland ein gutes Spiel zeigen, knapp verlieren und am Sonntag gegen Polen gewinnen.» Andy Schmid in der Rolle des Trainers ist für die Deutschen noch immer ungewohnt. Und so wird er gefragt, ob er glücklich sei. «Privat bin ich komplett glücklich», sagt Schmid. «Aber als Trainer bin ich es noch nicht. Ich bin ungeduldig, das treibt mich an. Aber diese Ungeduld macht mir als Trainer zu schaffen. Ich will, dass sich die Dinge schneller in die richtige Richtung entwickeln. Aber als Nationaltrainer ist das schwierig. Ich vermisse, nicht jeden Tag mit dem Handballsport in Kontakt zu sein.» Heisst das, er wird nicht bis zur Heim-EM 2028 als Nationaltrainer durchhalten? «Ich wollte jetzt kein Fass aufmachen. Ich bewerbe mich auch nicht für einen Klub. Ich werde damit klarkommen. Aber ich werde auch in zehn Jahren noch ungeduldig sein und diesen Drang zur ständigen Verbesserung in mir haben.» Wenn die Deutschen die Gelegenheit haben, mit Schmid zu reden, muss Juri Knorr fast zwangsläufig verhandelt werden. Der 24-jährige Ballkünstler spielte bei den Rhein-Neckar Löwen ein Jahr mit Schmid zusammen, ehe er dessen Spielmacher-Position erbte. «Manchmal erkenne ich mich selber in Juri, weil ich mir als junger Spieler auch viele Gedanken gemacht habe», sagt Schmid über Knorr, der schon mit 20 als Heilsbringer des deutschen Handballs gefeiert wurde. «Juri ist ein sensibler Ty
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