ADHS-Medikamente: Anstieg bei Mädchen - Aufholen oder Modediagnose?

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ADHS-Medikamente: Anstieg bei Mädchen - Aufholen oder Modediagnose?
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Nach 2020 hat die Verschreibung von Medikamenten bei ADHS deutlich zugenommen. Experten erklären diesen Trend als Aufholen, vor allem bei Mädchen, die in der Vergangenheit oft zu wenig erkannt und behandelt wurden.

Nach 2020 erlebte die Verschreibung von Medikamente n bei ADHS einen deutlichen Anstieg. Expertinnen sprechen von einem Aufholen, insbesondere bei Mädchen . Vieles deutet darauf hin, dass die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung ADHS in der Vergangenheit zu wenig erkannt und behandelt wurde, vor allem bei Mädchen . Die Zunahme der Diagnose n und der damit verbundenen Medikamente nverordnung wird von Experten als ein Zeichen für ein besseres Bewusstsein für ADHS angesehen.

Eveline Breidenstein, Hausärztin und Vorstandsmitglied der Schweizer Fachgesellschaft ADHS, erklärt, dass es keine Überdiagnosen gebe, sondern ein Aufholen, vor allem bei Mädchen. Lange Zeit galt ADHS als eine Erkrankung, die vor allem Jungen betreffe, die nicht still sitzen konnten und die Klasse störten. Heute ist bekannt, dass die neurologische Entwicklungsstörung beide Geschlechter betrifft und im Erwachsenenalter nicht einfach verschwindet. In den vergangenen fünf Jahren wurde ADHS viel erforscht, darüber berichtet und diskutiert. Diese steigende Aufklärung in der Gesellschaft ermöglicht Menschen, die vor ein paar Jahren noch unter dem Radar geblieben wären, eine Erklärung und vor allem Unterstützung zu erhalten. Der Anstieg der medikamentösen Behandlung ist also eine Reaktion auf die gestiegenen Diagnosen. Ob die Pandemie nach 2020 einen Einfluss auf die Zunahme hatte, ist unklar. Es ist möglich, dass im Jahr 2020 weniger Abklärungen liefen und danach etwas nachgeholt wurde. Grundsätzlich muss es aber nicht heißen, dass auf jede Diagnose eine medikamentöse Behandlung folgt. Das Vorgehen muss im Einzelfall entschieden werden. Dennoch helfen Ritalin und andere Stimulanzien mit dem Wirkstoff Methylphenidat, die Konzentration zu verbessern, Impulse zu kontrollieren und strukturiertes Denken zu erleichtern. Auch reduzieren sie Hyperaktivität und helfen dabei, Emotionen zu regulieren. Noch heute ist die Zahl der verschriebenen Medikamente bei Jungen am höchsten. Laut dem Obsan wurden ihnen im Jahr 2023 pro 1000 Einwohner und Tag 14,4 standardisierte Tagesdosen verabreicht und über die obligatorische Krankenkasse abgerechnet. Das ist doppelt so viel wie der Durchschnitt aller Altersgruppen und Geschlechter – und zweieinhalbmal so viel, wie Mädchen verschrieben wird. Im Erwachsenenalter gleichen sich die Zahl der verschriebenen Medikamente sowie die Anzahl Diagnosen beider Geschlechter an. Da die Störung laut dem Klassifikationssystem für psychische Störungen DSM-5 dadurch charakterisiert ist, dass die Symptome vor dem zwölften Lebensjahr eintreten und eine Beeinträchtigung aufgrund der Symptome vor dem achtzehnten Lebensjahr beginnt, müsste es bei Kindern und Jugendlichen genauso sein. Ist es aber nicht. Sie haben oft den unaufmerksamen Typus ohne die Hyperaktivität. Sind ruhig, verträumt, vergesslich – und werden in der Schule als scheues Mädchen wahrgenommen. Während betroffene Jungs in der Klasse häufig schneller auffallen, weil sie nicht still sitzen können oder Wutausbrüche haben, gehen Mädchen mit ADHS unter. Mit Fleiss und verschiedenen Bewältigungsstrategien kämpfen sie sich häufig durch das Leben. Von aussen betrachtet mag das für eine Weile gut funktionieren, doch das ständige Kompensieren nagt an ihrer Energie. Die aufgebaute Selbsthilfe bricht nicht selten zusammen, sobald die jungen Frauen ein Studium beginnen oder von zu Hause ausziehen. Sie sind überfordert, verlieren sich im Chaos und suchen Hilfe. Breidenstein sagt: «Die Diagnose erhalten viele Frauen oft erst mit einem Erschöpfungszustand und nicht selten erst mit dreissig.» Das neugewonnene Wissen helfe aber dabei, dass Lehrpersonen und Eltern die Symptome auch bei Mädchen schneller erkennen. Dass dieses Wissen in der Gesellschaft angekommen ist, zeigt sich auch in den Zahlen: Zwischen 2015 und 2023 sind die verschriebenen standardisierten Tagesdosen pro 1000 Einwohner und Tag bei Mädchen um 84 Prozent gestiegen. Bei den Frauen waren es gar 170 Prozent. Der Anstieg bei den Jungs ist mit 45 Prozent vergleichsweise tief. Um betroffenen Mädchen und Frauen künftig mehr Unterstützung bieten zu können, ist laut Breidenstein auch mehr Kenntnis über die Auswirkungen der weiblichen Geschlechtshormone wichtig. Denn Fallstudien würden darauf hindeuten, dass der Rückgang von Östrogen und Progesteron in der Woche vor der Menstruation die ADHS-Symptome verschlimmert. Genauso in der Menopause.

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